Flatrateklassifikation
Tags: Politik Pseudoargumente Rant Sprache Telefon -Habe gerade eine schöne Anmerkung auf Twitter gelesen:
So wie bei Milch der Literpreis genannt werden muss, sollte bei Mobilfunkverträgen die Gesamtkosten von zwei Jahren aufgeführt werden.
— Public (@publictorsten) February 25, 2015
Da hat er recht!
Angebot und Nachfrage können nun mal nur dann den Preis bilden, wenn du dich über Angebot und Nachfrage möglichst einfach informieren kannst.
Genau aus diesem Grund gibt es diese Vorschriften um dir bei Lebensmittel, Waschmittel und co. zu ermöglichen möglichst leicht Preise vergleichen zu können.
Niemand rechnet in der Praxis aus ob eine Familien-Packung mit 10+2 Artikeln á 120g zu 4,99 € mit 3% Rabatt teuerer ist, oder eine Packung mit 8 Stück á 200g für 5,20 €.
(Auflösung: 3,36 €/kg vs. 3,25 €/kg)
Das selbe muss natürlich auch für langfristig laufende Verträge gelten, für die man im Zweifelsfall drastisch mehr Geld ausgibt.
Die Gesamtkosten für 2 Jahre sind sicherlich kaum trivial darstellbar. Aber man könnte den Minimalpreis verwenden und mit 2-3 zu definierenden Nutzungsszenarien gegenüberstellen.
Weiterhin muss endlich angegeben werden wie lange man eine "Flatrate" bei voller Geschwindigkeit verwenden kann. Was bringen mit Verbindungen mit 300MBit/s wenn ich diese nach 5 Minuten auf 56K-Modem-Geschwindigkeit gedrosselt bekomme?
300MBit/s sind ja schön. Aber eine "Flatrate mit bis zu 300MBit/s (eingeschränkt nach 1GB)" zu bewerben, wenn es in Wirklichkeit nur ein Sondermodus in dem man das kurzzeitig nutzen kann, also ist das irreführend. Da ist es auch egal dass klein im Sternchen-Text steht dass die Überschrift eigentlich nicht zutrifft.
Wenn man also für seine Flatrate eine Geschwindigkeit angibt, sollte sie mindestens 50% der Zeit durchgängig nutzbar sein. Besser wäre es die praktische Durchschnittsgeschwindigkeit anzugeben.
Praktische Rechenbeispiele
Simyo verkauft eine "1 GB Flat mit LTE und bis zu 42Mbit/s*"
Sternchen:
All-On L mtl. 11,90 € bei 24 Monaten Mindestvertragslaufzeit. Jetzt entfällt die monatliche Grundgebühr (11,90 €) in den ersten 3 Vertragsmonaten und die Anschlussgebühr beträgt einmalig 19,90 €. Gilt nur für Neubestellungen. Eine Barauszahlung sowie die Kombination mit anderen Aktionen oder Boni ist nicht möglich. Tarif enthält 200 Frei-Minuten/SMS. Nach Verbrauch nur 9 Cent pro Minute und SMS, aber dank Kostenstopp nie mehr als 39,00 € pro Abrechnungsmonat. Enthalten sind nationale Standardgespräche in alle dt. Netze, Standard-SMS und monatlich bis 1 GB mit max. Geschwindigkeit von bis zu 7,2 MBit/s für nationale Datennutzung im dt. E-Plus Mobilfunknetz (gilt nicht für VoIP/Peer-to-Peer), danach GPRS-Geschwindigkeit (max. 56 kbit/s). Bis zum 31.12.2015 teilweise bis zu 42 MBit/s oder LTE.
Wenn man dies vollzeit mit perfektem Empfang verwenden will, ist das 1 GB nach 190 Sekunden (3min 10 sec) verbraucht.
Ein Monat ist im Durchschnitt 43800 Minuten lang, man muss also 43797 Minuten davon mit der Drosselung leben.
...also nur 99,99% der Zeit.
Wenn man danach die versprochene Restgeschwindigkeit weiterverwendet, kann man den restlichen Monat noch weitere 18,4GB übertragen.
Jeder 20GB-Volumentarif, bei dem hinterher das Internet komplett abgedreht wird, wäre also bereits sinnvoller.
Durchschnittsgeschwindigkeit über den ganzen Monat hinweg sind dann wahnsinnige 59KBit/s. Unser tolles Gigabyte hat uns also im Durchschnitt gerade mal 3KBit/s besser dastehen lassen.
Natürlich wären 59KBit/s nicht halb so Werbewirksam wie diese sagenhaften 42MBit/s