Infrastruktur

Es ist mal wieder so weit.

Nachdem ich seit fast anderthalb Jahren durchgehend gut mit Internetzugang versorgt war, darf ich jetzt endlich mal wieder erleben wie unglaublich unerträglich diese Branche noch immer ist. Irgendwann im ersten Quartal diesen Jahres hat meine Hausverwaltung einfach mal angekündigt dass ab Dezember alle Haushalte neu mit "Multimedia-Anschlüssen" von Kabel Deutschland versorgt werden sollen.

Aktueller Ablauf

Warum Antennendosen jetzt unbedingt neu benannt werden müssen frag ich lieber garnicht erst, jedenfalls ist mein Problem dass ich wie viele andere Internet über den bestehenden Betreiber des Kabelnetzes hier beziehe. Jener ist eine kleine, lokale Firma, die vlt. nicht immer die billigsten Preise bietet, aber so lange ich hier wohne sehr zuverlässig geliefert hat was sie versprach und bei der man auch prima mal Anrufen oder vorbei gehen konnte, sollte es doch ein mal ein Problem geben. Das kam nur in der Anfangszeit überhaupt vor, lag teilweise auch mit an mir und war sehr schnell behoben.
Sprich: mal abgesehen von der verwendeten Technologie war diese Firma schon sehr nahe an dem was man sich wünschen würde.

Nun haben wir aber jene Umstellung auf den überregionalen Discount-Anbieter, der dank seinem neuen Vertrag mit unserer überregionalen Hausverwaltung mal eben ein paar hundert neue Kunden garantiert bekommt. Der alte Anbieter erfuhr das dann natürlich erst als sich seine Kunden über den Brief der Hausverwaltung wunderten und bei ihm anfragten was mit den bestehenden Verträgen würde.

Jedenfalls war es jetzt so weit. Vor ca. einem Monat stand der nette Vertreter von Kabel Deutschland vor der Tür, versprach absurde Geschwindigkeiten, billige Preise und natürlich einen nahtlosen Übergang.
Maximal 1-2 Stunden solle die Umstellung die Internetverbindung unterbrechen, eine Dauer mit der man in der Tat zufrieden sein könnte.

Nachdem dann alle Formulare ausgefüllt waren, warteten wir wieder einen halben Monat, dann kamen die ersten Briefe in denen weitere Daten abgefragt wurden. Natürlich haben wir auch hier noch 3 mal auf die Frage geantwortet dass wir wirklich eine Telefonnummer übernehmen wollen und diese angegeben und in der Tat wurde der IP-Telefonanschluss auch bereits pünktlich vorletzte Woche abgestellt. Eine Woche bevor der neue Anschluss aktiviert werden sollte.

Gut, auf Telefon kann ich auch mal ein paar Tage verzichten.

Anfang letzter Woche bekam ich dann endlich einen Termin gesagt, zu welchem ein Techniker kurz vorbei kommen soll, der die Umstellung vornimmt. Termin ist wie üblich bei solchen Aktionen eine eher dehnbare Beschreibung, jedenfalls solle er irgendwann letzten Freitag zwischen 7 und 13 Uhr vorbei kommen.

In der tat klingelte es dann auch ziemlich pünktlich am Freitag gegen 9:00.
Also mein Mobiltelefon klingelte, dran war eine Frau im Callcenter die mir nur sagte dass "aus technischen Gründen" der Termin abgesagt werden müsse und ich "bald" mehr erfahren würde.
Genaue Details konnte sie mir natürlich nicht mitteilen, weder was für "technische Gründe" denn vorlägen, noch wann ich einen neuen Termin bekäme.

Also hat meine Frau abends nochmal bei jenem Überfreundlichen Vertreter angerufen und um Klärung gebeten. Antwort: "Die Dose für das Haus fehlte, also wurde der Techniker der diese mitbringen sollte und gleich für die Wohnungen die einzelnen Umstellungen machen sollte irrtümlich abgesagt" und natürlich: Er würde sich bei uns Melden wenn es Neues gibt, allerspätestens jedoch am Montag.

Also ein Wochenende ohne Internet/Telefon/Fernsehen verbracht, auch der Montag kam und keinerlei Neuigkeiten wurden uns offenbart.
Ein weiterer Anruf beim Vertreter ergab dann dass wohl frühestens Donnerstag die Leitung zum Haus stehen würde, danach erst ein Techniker beauftragt werden könne und wir "dann" unsere Anschlusstechnik für die Wohnung bekommen würden.

Ich darf also mindestens eine Woche ohne benutzbare Internetverbindung hier rum rödeln.

Rant

Wir reden hier von grundlegender Infrastruktur. Wann war das letzte Mal, dass irgendwo die Versorgung mit Strom, Wasser oder Gas für mehrere Gebäude länger als einen Tag ausgefallen ist? (Meines Wissens nach während des großen Hochwassers im letzten Jahrzehnt, da waren es teilweise sogar 2-3 Tage in einigen Gebieten)

Bei Internetanbietern ist das hingegen völlig normal. Kein Anbieterwechsel scheint problemlos zu verlaufen. Tagelange Ausfälle sind völlig üblich.
Angeblich macht doch Privatisierung und Marktwirtschaft sowas besser, wie kommt es dann dass ich hier genau Auswahl zwischen 1 Anbietern habe (Für Telekom und co. existiert dieses Haus angeblich nicht, bei Kabelnetz muss ich nehmen was ich bekommen kann), mir keiner Mobilfunk verkaufen will den ich länger als 1/4 Tag pro Monat mit "voller" Geschwindigkeit nutzen kann und wir bei Kabelnetzbetreibern inzwischen ganz klar nur noch 2-3 nennenswerte Anbieter mit Eigentumsanteilen an einander und generell sehr exakt lokal abgesteckten Zuständigkeitsbereichen.
Was mit Glasfaser gemacht wird, ist der größte Witz aller Zeiten, neue Technologien oder gar einfach nur simple Strukturen wie ein Switch pro Haus und GBit/s-Anbindung baut natürlich erst recht keiner.

Es gibt keine Konkurrenz, es gibt keine Vergleichbarkeit in den Angeboten, es gibt keine Möglichkeit eine nicht erhaltene Leistung einzuklagen, es gibt keinen Überblick über die Angebote, es gibt schlicht nichts von dem was immer als Vorteile angepriesen wird.