Miese Zeiten#2 - Wirtschaft

Achja.. unsere Gesellschaft... Ist doch schön wie das alles so läuft oder? Gut, es gibt da so einzelne, kleine, unwichtige Sachen die mich jeden Tag aufs neue auf die Palme bringen, aber man muss ja nicht päpstlicher sein als der Papst, oder?
Es ist ja auch nicht so als wären das wichtige Sachen. Es geht nur um so Kleinkram, nichts fundamentales.
Zum Beispiel stört es mich etwas dass ich, wenn ich mittags im Laden stehe und irgendwas nur grob essbares kaufen will, ich nichts in einzelnen Portionen finde. Ich könnte mir "Schnitzelschnitten, Typ: Cordon Bleu" kaufen, die sind relativ geniesbar, aber natürlich gibt es die nur in 2er-Packungen. Na gut, kaufe ich halt das doppelte von dem was ich brauche... der Preis bringt mich schon nicht um.

Jetzt stehe ich also hier, kaue meinen Schnitzelverschnitt und überlege mir warum ich das tu.

Eigentlich ist ja die Firma schuld, die auf Krampf soviel wie möglich Geld einnehmen will! Wenn die Spinner ein vernünftiges Ziel, wie dem Kunden etwas essbares herzustellen, hätten, dann würde ich sicher das bekommen was ich brauche. Wobei.. eigentlich kann die Firma ja auch nichts dafür, immerhin tut sie nichts anderes als alle anderen und die wiederrum tun genau das was sie dank freier Marktwirtschaft tun müssen um zu überleben.

Wir haben nunmal eine Evolution mit unserem Marktsystem geschaffen und eine solche bringt nicht das sinnvollste Ergebnis sondern eben irgendwelche Ergebnisse die genug an die aktuellen Parameter angepasst sind um zu überleben (noch etwas das keiner zu verstehen scheint).

Leider sagen unsere Parameter grob folgendes aus:


  • Nehme mehr Geld ein als du ausgibst.

  • Versuche in Zukunft noch mehr Ertrag (im Verhältnis zum eingesetzten Kapital) zu bekommen als bisher.


Zu kurz? Das wars aber! Wer pro investiertem Euro mehr Euro gewinn macht, wird belohnt (sprich: er brauch seinen Gewinn mit weniger Teilhabern zu teilen und kann mehr selbst einstecken).
DAS ist alles was Firmen ab einer gewissen größe interessiert, alles andere ist nur Image um dieses Ziel zu erreichen. Macht euch nichts vor! Wenn eine Firma irgendwas von "Wir wollen die Umwelt schonen", "Wir produzieren interessante Produkte", "don't be evil!" oder auch nur "Wir wollen dass sich jeder unserer Angestellten unsere Produkte leisten kann!" faselt, dann ist das genau das wonach es klingt: BULLSHIT!

Egal welche Firma, egal welche Branche... es wird nur so lange versucht einen guten Ruf zu erhalten, wie man damit mehr Geld einnehmen kann als ohne ihn. Demzufolge ist es auch Blödsinn wenn sich irgendwer hinstellt und sagt "Ich vertraue Amazon mehr als Google, weil Google mehr Daten von mir hat." oder "Micro$oft ist pöser als Crapple".
Was hingegen einen Unterschied macht, ist das Risiko dass eine "böse" Handlung entdeckt wird oder die Wahrscheinlichkeit dass sich jemand mit genug Reichweite ernsthaft drüber aufregt.
Demzufolge hat Google als eine Firma mit "Datenkrake"-Ruf eher Anreiz irgendwelche Kundendaten NICHT zu verkaufen als z.B. Apple. Wenn Google dabei erwischt wird seinen GMail-Kunden irgendwelche Werbemülls zuzusenden, wird das sicher eher bemerkt werden als wenn Oracle das tut. Besser noch: Bei Oracle würde es kaum jemanden stören, es wären vlt. 1-2 Wochen ein paar Berichte in irgendwelchen Insidermedien, dann wars das aber auch.
Bei Google würde man noch Jahre später hören "Gib den deine Adresse nicht, dann bekommst du Spam!".

Versteht mich jetzt nicht falsch. Google ist keine Firma der ich vertrauen möchte, solch eine gibt es einfach nicht. Wenn Google demnächst kurz vorm Bankrott steht, verkauft werden sollte oder sonst aus irgend einem Grund der Ruf nicht mehr so wichtig ist, wird es natürlich passieren dass da aus versehen mal ein paar private Daten zugunsten von kurzfristigem Profit geopfert werden.

Überhaupt sollte man Firmen wohl in 2 Klassen aufteilen: öffentliche und nicht-öffentlich tätige. Google oder Adidas wären zum Beispiel gute Beispiele für sehr öffentlich agierende Firmen, diese verfügen über einen bekannten Markennamen und sind auf ihr Image bedacht damit dieser Name nicht seinen Wert verliert.
Blackwater, Monsanto oder Gazprom hingegen brauchen keinen Markennamen. Deren Ruf ist nahezu nichts wert, also brauch man auch nichts unternehmen um ihn zu erhalten.

Genau genommen sind diese Unternehmen eher die Regel als die Ausnahme, das ist ja auch verständlich: Wenn man einen unbekannten Namen hat, kann man ja auch einfach einen bekannten einkaufen und den als Tochterunternehmen laufen lassen.Der Endkunde assoziiert solche Dinge eh nicht, also kann Metro einen miesen Ruf haben wie es will... die Leute kaufen dennoch weiter bei Media Markt, Saturn, Kaufhof oder Real ein.

Ab einer gewissen Größe wird so ein Unternehmen zum Selbstläufer. Der Ruf ist egal, gesetzliche Regelungen kann man sich mit verdammt wenig Geld kaufen (Was denkt ihr wieviel Schmiergeld geflossen ist damit Gazprom seine aktuellen Verträge mit diversen EU-Ländern erhällt? Ich Garantiere dass das im Verhältnis zu Gazproms Reingewinn nichtmal auffällt.) Natürlich kann man die käuflichen Politiker verstehen... ich mein: dann drückt dir halt jemand genug Geld in die Hand dass du in deinem Leben nie wieder Sorgen haben wirst. Dafür setzt man doch gerne mal seinen Willi unter einen Vertrag der irgendwen anders große Mengen Geld kostet. Was willst du auch verlieren? Deinen Ruf? - brauchst du eh nur um Geld zu verdienen, das hat sich ja damit erledigt. Deinen Job? - same here: Genug Geld -> kein Bedarf für Job.

Auf die Art kann man eigentlich unbegrenzt Geld aus dem Staat ziehen. Blöderweise bedeutet Geld immer einen Gegenwert von materiellen Gütern, der praktische Gesammtwert alles vorhandenen Geldes kann ja schlecht höher sein als der aller Güter zusammen. Wenn man jedoch Geld aus dem Staat zieht (also praktisch gleichverteilt aus allen Leuten), dann verteilt man quasi nur Güter um. Von vielen die etwas besitzen, zu einem der viel besitzt.
Das fällt natürlich nicht auf.. immerhin kann der Staat ja Geld drucken, also haben alle hinterher noch genauso viel Geld wie vorher...

HALT! Der Staat druckt ja kein Geld mehr großartig. Dieses Privileg haben wir ja an die Banken abgegeben um den Werteverfall zu minimieren. Eine Blödere Idee hat man eigentlich auch selten gehört. Natürlich werden die besser auf das Eigentum der Allgemeinheit achten und weniger zum eigenen Vorteil arbeiten, als Staatliche Organisationen.

Der Staat an sich kann ja zum Glück nicht pleite gehen. Bzw. selbst wenn keinerlei Geld mehr im Staat vorhanden ist, bleiben die Güter ja noch immer bei den Menschen. Ich hab keine Ahnung von wem die Schuldner dann ihre Milliarden haben wollen, kann mir aber vorstellen dass die Bürger eines solchen Staates höchstens Lachen wenn 100 oder 1000 Personen durchs Land gehen und allen Menschen sagen "Alles bei euch im Haus gehört jetzt uns, das nehmen wir jetzt mit!".

Die Wirtschaft ist halt doch nur ein Haufen von Phantasiegebilden, was zwar Menschen zu einem gewissen Grad steuern kann, aber halt nur solange wie diese sich an diese Imaginären Regeln halten. Vlt.sollten wir anfangen diese Regeln als genauso bescheuert zu betrachten wie die jeder andere Religion. Selber Denken ist Trumpf!

Importierte/Alte Kommentare:

#1371: 01.Feb.2010 08:02 von Torsten

"Egal welche Firma, egal welche Branche… es wird nur so lange versucht einen guten Ruf zu erhalten, wie man damit mehr Geld einnehmen kann als ohne ihn." - Yeah that's Kapitalismus. der Ruf zählt halt nur solange er einen vermuteten Einfluss auf den Gewinn macht.

"Der Staat an sich kann ja zum Glück nicht pleite gehen." - Hähä, das haben sich die Isländer auch 'ne Weile lang gedacht. Klar sind die öffentlichen Güter dort noch immer bei den Menschen, allerdings werden sie soweit das noch nicht der Fall ist, privatisiert und ins Ausland verkauft um die Staatsschulden wenigstens andeutungsweise zu verkleinern. Wie die Isländer damit umgeht bleibt spannend.

"Vlt.sollten wir anfangen diese Regeln als genauso bescheuert zu betrachten wie die jeder andere Religion. Selber Denken ist Trumpf!" - Leicht gesagt, schwer gemacht. Man müsste im Denken und Handeln etwa 250 Jahre zurückgehen in eine Zeit in der die Wirtschaft noch nicht so eng mit politischem Denken und Handeln verknüpft war wie heute.

#1617: 09.May.2013 05:05 von Ikem

der praktische Gesamtwert alles vorhandenen Geldes

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
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