Der Trend zum Drittcomputer

Immer stärker zeigt sich für mich ein Tendenz auch in privaten Wohnungen eine komplexere Netzwerkstruktur aufzubauen. Die Zeit in der eine Familie überlegt hat ob sie sich überhaupt einen Computer zulegen soll ist meiner Meinung nach längst vorbei und einzelne Computer die mit internem Modem oder ganz abgekapselt das komplette Netz der Wohnung darstellen sind nahezu ausgestorben.

Diese Entwicklung wurde natürlich durch den Preisverfall bei Hardware begünstigt, ermöglicht wurde sie meiner Meinung nach jedoch eher durch die stärkere Verbreitung von schnelleren Internetanschlüssen und vor allem durch CS-Kiddies die sich jedes 2. Jahr dringend einen neuen Computer zulegen müssen.
Letztere Aussage mag auf den ersten Blick etwas unsinnig wirken, aber welche Familie würde sich schon einen 2. PC kaufen wenn die Kinder nicht am PC spielen würden? Fürs surfen und Onlinebanking reicht pro Familie meistens ein PC (Naja, bei mir und meiner Freundin eher nicht, da braucht schon jeder seinen eigenen sonst kommen wir uns ins Gehege.^^), auch die Steuererklärung kann man noch daran machen. Erst wenn der Sohn den PC 3 Stunden am Stück mit Battlefield belegt, die Tochter Sims spielen oder ihre Freundinnen per ICQ über den neuen Kerl in der Klasse ausfragen will, und der Vater eigentlich nur kurz sein neuestes Spielzeug bei Reichelt, Conrad oder Ebay kaufen wollte... erst dann wenn es also so richtig kracht fangen die Familienmitglieder an sich  jeweils einen eigenen PC zu kaufen. (Bzw. im Normalfall kauft das Spiele- oder Hardwaresüchtigste Mitglied der Familie meistens alle paar Jahre PCs und gibt die alten an den Rest der Familie weiter.)

Plötzlich ergeben sich die altbekannten Vernetzungsprobleme die man von allen Ansammlungen mehrerer Rechner so kennt. Papa möchte kurz vom Rechner des Sohnemanns die Fotos der letzten Familienfete runterladen, die Tochter will nur mal eben die Musiksammlung ihres Bruders mit ihrer eigenen abgleichen und das ganze sollte möglichst auch noch ohne großes Rumgerenne mit USB-Sticks oder DVD-Rohlingen geschehen.

WLAN bietet sich da natürlich für die Verbindungen an und wird in den meisten Fällen auch genutzt. Wer will schon Kabel verlegen?

Was jetzt noch fehlt sind einfach zu konfigurierende Multimedia-Serversysteme mit geringem Stromverbrauch, NAS-Lösungen sind ein Anfang, doch ich glaube nicht dass eine 08/15-Familie einsieht warum sie mehrere hundert Euronen für ein Gerät ausgeben soll, das für sie keinen eindeutig erkennbaren Mehrwert in Form von völlig neuen Funktionen bietet. Alles was ein NAS-System kann, kann problemlos vom Arbeits-PC übernommen werden, klar schluckt der dafür erheblich mehr Strom und läuft auch nicht die ganze Zeit aber das sind alles nur Detailverbesserungen die nicht wirklich als gute Kaufargumente verwertbar sind.

Der Ausweg wäre leicht, es sollte z.B. kein Problem sein NAS-Funktionen in den digitalen-Videorekorder oder den WLAN-AP mit DSL-Modem zu integrieren (Aber warum sollte man so umständlich anfangen und nicht gleich AP, Videorecorder und NAS in einem Gerät kombinieren?), in derartigen Geräten erscheinen solche Funktionen dann als echter Mehrwert und sorgen (bei verhälltnissmäßigen Preisen) eher für eine Anschaffung als der Verkauf als Einzelgeräte.

Offen bleibt auch nicht die Frage OB etwas derartiges auf den Markt gebracht wird, sondern vielmehr wer es zuerst schafft etwas derartiges auf den Markt zu bringen und dabei UNBEDINGT beide folgende Punkte einzuhalten:


  1. Die Bedienung muss einfach sein! Es muss mit wenigen Menüs und ohne technischen Sachverstand möglich sein einen Film per DVB aufzunehmen (oder per Torrent herunterzuladen), die Rechte für Netzwerkzugriffe einzustellen und das ganze auf einem anderem Rechner anzusehen.

  2. Der Preis muss in Bereichen liegen die eine kleinfamilie nicht grundsätzlich abschrecken.


Für die Konfiguration der NAS- und AP-Funktionen ergäben sich so ganz nebenbei durch die Kombination mit einem Fernsehsystem auch komplett neue Möglichkeiten. Man braucht nicht länger den Kunden zu erklären warum sie irgendwelche kryptischen IP-Adressen in ihren Browser eingeben sollen, sie müssen einfach nur ihren Fernseher einschalten und auf der Fernbedienung "Einstellungen" drücken.

Kombiniert mit dem Trend zu immer billigeren Computern bzw. NetTops der sich in letzter Zeit zeigt führt dies auch zu völlig neuen Hardwaremöglichkeiten (der Trend ist ja nun auch bei Aldi angekommen). Evtl. wird es bald völlig normal sein zuhause einen relativ leistungsfähigen Server stehen zu haben, der alle anliegenden Daten verarbeitet, Hintergrunddienste ausführt und so ganz nebenbei Fernseher spielt. Surfen, Chatten und arbeiten kann man dann ja recht schnell auf dem persönlichem Mini-Notebook. (Auf die Art kann man insgesammt wohl sogar Geld sparen und der Schnuckel-Faktor ist auch nicht grade zu verachten)

Importierte/Alte Kommentare:

#257: 04.Jul.2008 08:07 von Friedenspanzer

Na, das wünsche ich mir auch schon lange. Aber NAS-Systeme kann man sich doch mittlerweile recht günstig basteln, hab vor zwei Wochen daheim eines für runde 300€ eingerichtet (2x 500GB Festplatten eingeschlossen).

#258: 04.Jul.2008 09:07 von Dr. Azrael Tod

Naja, ich hab mir sone Art Media-System mit Server selber gebaut. Das ist ja mit nem mini-ITX-Mainboard und ein wenig Zubehör kein großes Problem.

Für den Otto-Normal-Verbraucher ist das jedoch nichts, der kann und will sich seinen PC nicht selber zusammenbauen.

#259: 21.Jul.2008 09:07 von fidel

Die simple NAs Variante ist denke ich wenn clver umgesetzt wirklich gut und erschwinglich.
Denke es scheitert bis dato in vielen Haushalten eher an der Idee-Generierung an sich sowie ggf dem technischen Knowhow und nicht am finaziellen. Da können allenfalls die Kids selber oder technisch versierte Bekannte helfen.
Bin happy mit meiner FreeNas Lösung die die grundlegenden Funktionen out of the box mitbringt.

#260: 21.Jul.2008 09:07 von Dr. Azrael Tod

naja, 1&1 versucht ja gerade etwas ähnliches in verschiedenen Varianten zu verkaufen. Allerdings scheint das Ding seine Videodaten nur aus dem Internet oder von externen Datenträgern beziehen zu können, ein DVB- oder wenigstens Analog-empfänger fehlt mir da noch.
Wozu sollte man seinen AP/NAS/... an den Fernseher hängen wenn man damit noch nicht direkt fernsehen kann?

Geschrieben von: DAT
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