Anonyme Bahnkunden e.V.

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Die Bahn führt endlich eine revolutionäre Änderung ein! Man kann die selbstausgedruckten Tickets jetzt anhand Vor- und Nachname zuordnen, statt dazu einen “eindeutigen” Identifikator wie Bahncard, Personalausweisnummer oder eine persönliche Kreditkarte verwenden zu müssen.

Scheinbar gab' es doch weniger Leute die die richtige Kreditkarte zusammen mit dem Ticket zu gestohlen haben als Leute die nur das Ticket erwischt haben und das per Namensänderung ausgeglichen haben.

Andernseits ist die Bahn jetzt dagegen Anfällig dass Leute wie Peter Müller das System schamlos ausnutzen und mehrere Peter Müllers in der selben Bahn, zur selben Zeit, auf dem selben Ticket die selbe Strecke zurücklegen.

Millionenschäden werden erwartet!

Ansonsten will ich nur noch schnell einen Kollegen plagiiern zitieren:

Ich finde das super, ein Schritt in die richtige Richtung. Ich rege mich sowieso schon viel zu oft darüber auf, welche haarsträubenden Ideen Transportunternehmen haben, wenn es darum geht, wieviel sie über ihre Kunden wissen müssen, um ihnen ihre Leistung verkaufen zu wollen. (Hallo, Handyticket! Habt ihr ein Glück dass ihr mich nicht hören könnt, wenn ich mehr als zwei Sekunden über euch nachdenke! Beim Rest der Welt entschuldige ich mich für die Lärmbelästigung.)

Allerdings habe ich ein grundsätzliches Problem personengebundenen Tickets:

(Vorsicht, bitte die Lautstärke runterregeln…)

WARUM!?!?!

(Ok, jetzt wieder alles normal.)

Was würde denn passieren, wenn mein Bäcker von mir verlangen würde, mich eindeutig auszuweisen? Ist ja vielleicht für ihn wichtig, Reichweite des Marketings messen und so, und vielleicht will er ja auch personalisierte Brötchen verkaufen, oder Rabatte geben in Abhängigkeit von Wochentag und Entfernung vom Wohnort, und vielleicht noch einkommensschwache Backwarenpendler mit einem Bestellsystem im Internet vergünstigte Donuts anbieten, oder vielleicht gibt’s die Donuts ja für bestimmte Professionen für die Hälfte des normalen Ladenpreises.

Das alles sind vollkommen naheliegende Ideen, die es erfordern können, mehr über die eigenen Kunden wissen zu wollen. Das muss wohl so sein, denn auf die eine oder andere Art gibt’s das alles schon, und das Abendland ist noch größtenteils trocken. (Vielleicht doch ein klitzekleines bisschen leiser drehen… ja, so ist gut.)

Allerdings hat nichts davon mit meinem Sonntagsfrühstück zu tun, daher werde ich, sobald mein Bäcker anfängt, Ausweis, Kreditkarte oder BackCard von mir zu verlangen, einen anderen Backwarenlieferanten suchen.

In der Transportbranche gibt’s da weniger Alternativen, und meine Glaskugel prophezeit einen Rückgang des Individualverkehrs zugunsten von Bus und Bahn in den nächsten zwanzig Jahren um (unleserlich) Prozent (andererseits sagte sie auch dem Apple Newton eine glorreiche Zukunft voraus, eine Woche bevor ich mir meinen Newton kaufte, und zwei Wochen bevor er eingestellt wurde, was es schwer macht zu erkennen, dass sie im Prinzip Recht hatte, im Detail aber auf ärgerliche Weise genau so weit daneben lag, dass ich sie seitdem zur Strafe neben den Qi-Gong-Kugeln aufbewahre, was die Glaskugel rasend macht, weil die Qi-Gong-Kugeln die ganze Zeit kantonesisch schnattern, was die Glaskugel natürlich nicht versteht, weshalb ja auch denkt, die Qi-Gong Kugeln würden sich über sie lustig machen. Keine Ahnung ob das stimmt.), was die Suche nach Alternativen zur Bahn in Zukunft noch schwieriger gestalten wird. Im Prinzip mag ich die Bahn ja schon allein als massentaugliches Transportmittel, fast so gut [wie] Roads, daher ist das eigentlich keine schlechte Nachricht.

Also. Was wollte ich sagen? Toll, liebe Bahn. Finde ich gut. Das meine ich ehrlich, weil es wirklich eine Verbesserung ist. Wenn ihr jetzt noch auf den ganzen Personengebunden-Mist verzichtet und einfach nur Tickets verkauft und knipst fühle ich mich fast wieder verstanden. Wie damals, vor zwanzig Jahren, bevor der ganze Wahnsinn mit den Bahncards anfing (und ich weiß noch genau, warum!) und immer mehr in den Hintergrund rückte, was ich von der Bahn eigentlich will:

Nämlich einmal ICE Dresden-Berlin, zweite Klasse, Nichtraucher. Mit Sitzplatzreservierung für eine[n] Platz mit Steckdose im Zug um 18:56 am Freitag, und falls ich den verpasse stehe ich eben. Danke.

Geschrieben von: DAT
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