Arbeitszeiten und Freelancer in IT
Erstmal grundsätzlich eine Feststellung: in diesem Post geht es nicht um die Einnahmen eines Freelancers im Vergleich zu einem normal angestellten. Ein Freelancer wird im Durchschnitt immer weniger verdienen als gleichwertige Angestellte, auch wenn er zuerst einen höheren Stundenlohn nennt. Da er aber sämtliche Verwaltungskosten, Arbeitnehmeranteile, Sozialleistungen, Urlaubsausfälle, Unkosten für Ausstattung und was da auch alles sonst noch so anfällt selbst tragen muss, ist dies auch begründet.
Das soll jetzt nicht bedeuten dass es keinen Freelancer gibt, der bekommt was er bekommen sollte. Es bedeutet viel eher dass Personen mit viel Überschuss dann dazu tendieren eher irgendwann unter "Mittelständiges Unternehmen" oder so zu zählen. In diesem Post geht es eher um einen Vergleich welche Arbeitsweise und Arbeitszeitaufteilung welche Folgen hat. Anschließend werde ich kurz Überlegungen anstellen wie man das Optimieren könnte.
Wenn man die Arbeitszeiten betrachtet ist bei einem Freelancer (oder was das betrifft auch andere Personen die @home arbeiten) aber oft die Verlockung größer sich doch mal 15min. mit etwas anderem zu beschäftigen. Dies bedeutet durchaus dass ein Freelancer pro Tag möglicherweise ein paar Minuten weniger an einem Projekt arbeitet als ein Vergleichbarer Angestellter (die gesamte Arbeitszeit am Tag wird hingegen oft länger sein als die viel zitierten 8h, man will ja auch den Arbeitgeber nicht betrügen und sorgt sich um seinen Ruf). Doch was tut er in dieser Zeit? Wenn ich von mir selbst ausgehe, liegt die Vermutung nahe dass man mal kurz "spielt", sprich eine Technik mit der man gerade zu tun hat auch etwas weiterführender ausprobiert als dies für das Projekt nötig ist.
Er kann das ja auch, wie er sich seine Arbeitszeiten organisiert ist schließlich nur seine Sache. Außerdem sieht er ja selbst dass er sich weiterbilden muss um konkurrenzfähig zu bleiben.
Als Angestellter jedoch zeigt sich oft (wenn auch heutzutage nicht mehr so extrem) eine größere Sicherheit was den eigenen Arbeitsplatz betrifft. Dies ist sicher nicht nur negativ, in unserer Gesellschaft gibt es sicher genug Stress, wir sollten ihn nicht noch künstlich erzeugen. Für den Arbeitnehmer bedeutet dies aber auch dass er Morgens zur Arbeit wackelt, dort 8,5h oder mehr (inkl. Pause) angestrengt arbeitet, dann völlig fertig nach hause geht und an diesem Tag eigentlich nichts mehr wird. Man will ja auch nicht noch in der Freizeit permanent am PC sitzen.
Zum Basteln und Ausprobieren kommt der Angestellte in seiner Freizeit daher eigentlich erheblich seltener. Wann sollte er auch? Es bleibt ja höchstens das Wochenende. Ich brauche wohl auch nicht zu erwähnen wie wichtig dieses Ausprobieren über die Jahre gesehen für das Können eines Coders oder ähnlich veranlagter Berufe sein kann. Das grundsätzliche Interesse für die Interna ist es doch das uns in Schaaren dazu treibt uns Dinge anzueignen von denen keiner glaubt das sie je nützlich wären, was sie aber oft dann doch irgendwann sind.
Grundsätzlich finde ich 8h Arbeitszeit bei einer 40h-Woche einfach nur schlecht. Meiner Meinung nach wäre es erheblich besser die Arbeitszeit auf 10h pro Tag zu erhöhen und somit das Wochenende auf 3 Tage zu verlängern. Ob ich als Angestellter jetzt von 9-5 im Büro sitze oder von 8-6 stört mich eigentlich nicht wirklich. Nach einem kompletten Arbeitstag wird eh nicht mehr viel. Ich bereite mir etwas essbares zu, räume vlt. noch die Wohnung auf und versuche mich den Rest des Abends zu entspannen. (Unterhaltungen mit der "besseren Hälfte", Bücher, Filme, bei vielen reicht die Verzweiflung sogar noch für Fernsehen)
Würde ich 2 Stunden länger arbeiten, würde sich evtl. die Entspannungszeit reduzieren, wirklich stören würde das wohl aber erstmal die wenigsten. Als Ausgleich hat man dann einen dritten Tag fürs Wochenende gewonnen, der nicht nur frei gelegt werden kann und so Amtsbesuche, längeren Einkauf oder andere Projekte ermöglicht, die sonst einfach nur zu lange dauern.
Wenn man wieder mehr zusammenhängende Freizeit hat, ermöglicht dies es evtl. sogar wieder anzufangen mit dem PC zu spielen.. man saß ja nur 4 Tage am PC und hat noch fast die halbe Woche vor sich.
Leider sehe ich bei meiner eigenen besseren Hälfte dass dies in der deutschen Realität nicht so ganz funktioniert. Die Firma bei der sie arbeitet lässt die Angestellten im Schichtsystem durchaus in 12h-Schichten arbeiten. 12h sind es weil vom Gesetzgeber bei 10h Arbeit insgesamt 2h Pause vorgeschrieben sind. 2h Pause mit denen nicht mal die Angestellten dort viel mehr anfangen können als Fernsehen (in jener Firma geht das), 30-45min fürs Essen zu verbrauchen und den Rest der Zeit evtl. sogar zu schlafen.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir wäre die Zeit dann doch zu kostbar um sie sinnlos zu vertrödeln. Es bleibt wie so oft: Eine schöne Idee, aber in Deutschland einfach nicht durchführbar!
Importierte/Alte Kommentare:
#645: 25.Sep.2008 01:09 von Friedenspanzer
Ja finde ich die Idee von Google ganz gut, jedem Angestellten wöchentlich ein kleines, natürlich bezahltes, Kontigent an Zeit zur Verfügung zu stellen (4 Stunden sind es glaube ich) in denen er tun und lassen kann, was er will. Wenn ein gutes Projekt daraus erwächst wird das natürlich belohnt (unter anderem Google Maps ist so entstanden), wenn nicht hatte der Angestellte wenigstens Zeit, einmal über den Tellerrand zu blicken.
#646: 25.Sep.2008 02:09 von profmakx
Andere Gerüchte sagen, dass es das 20% Project nicht mehr gibt oder zumindest nich überall... irgendwoher müssen die werbeeinahmen ja kommen.
#647: 25.Sep.2008 02:09 von Dr. Azrael Tod
Das ist natürlich eine noch bessere Idee (aus Sicht des Arbeitgebers zumindest)
Wenn man dann dafür sorgen könnte, dass die Coder in dieser Zeit möglichst effektiv nutzen, wäre das die Ideallösung.
Ich fürchte aber dass viel von dieser Zeit für YouTube, lustige E-Mails und ähnliches drauf geht. (Was ja bei Google im speziellen wieder zu Ideen betreffs YouTube oder GMail führen könnte. ^^)