Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten
Kategorien: Politik Tags: Politik rant Pseudoargumente Sprache Zitat Brexit -Jenes Zitat, welches oft fälschlich Tucholski zugeschrieben wird, ist doch heute schon zur gefühlten Wahrheit geworden. Keiner bestreitet das mehr wirklich. Wer zur Wahl geht tut das bestenfalls noch aus Pflichtgefühl oder um zu zeigen dass er nicht zur tumben Masse gehört die er selbst für ihre Resignation verachtet.
Die realistischere Quelle ist übrigens eher eine Zeitung von September 1976:
Und dann lachen wir alle schön über die dummen Briten die tatsächlich gedacht haben sie könnten IRGENDWAS wählen und es würde nichts ändern. Wir ham' ja sowas von gelacht! Hahaha… haha… ha… h?
Doof, ne? Da ändert eine Wahl plötzlich doch was. Wie sollte man denn damit rechnen?
Vlt. hätten wir die ganzen letzten Jahrzehnte sogar bei uns was ändern können, hätten wir nicht immer alle CDU/SPD gewählt. Aber nein, das ist eine idiotische Idee. Sowas darf man gar nicht denken.
Wirklich schlimm finde ich dass dieses Mantra, dass Wahlen nichts ändern würden, nicht nur von den ungebildeten oder den Benachteiligten vor sich her getragen wird, sondern gerne auch von jenen denen man unterstellen würde sie hätten sich 5min mit dem Thema beschäftigt.
Aber das ist natürlich nur Spaß. War ja nicht ernst gemeint. Alles nur ironisch! Haha… ha… ha.
Oder wie der grüne Lokalpolitiker Lichdi es treffend schreibt:
Wahlen sind auch keine erzwungenen Akklamationen und ihre Verweigerung kein revolutionärer Befreiungsakt. Derlei Einwände haben sicher den unbestreitbaren Vorzug, den Bürger von der Mühe zu befreien, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.
[…]
Ein demokratisches Referendum ist kein beliebiges Daumen-Runter bei Fratzenbuch, das man mal schnell so nebenbei raushaut. Die Herrschaft des Volkes funktioniert nur, wenn alle Bürger ihre Verantwortung ernst nehmen und sich für das entscheiden, was sie nach bestem Wissen und Gewissen für das beste für die Gesellschaft halten.
Ernst nehmen? Verantwortung? Nachdenken? Klingt so anstrengend!
Dann doch lieber “ändert ja eh nichts”, das entbinded so schön von allem.
Nein, der einzige Grund aus dem Wahlen nichts ändern, ist und bleibt dass WIR unsere Wahl nicht ändern.
Wenn jegliches, politisches Handeln ohne ernste Konsequenzen bleibt, wenn wir völlig unabhängig von bisherigen/zukünftigen Entscheidungen immer die gleichen Parteien wählen, wenn wir zu Bundestagswahlen danach entscheiden ob uns die Gesichter von Einzelpersonen gefallen, wenn wir all diese Fehlschlüsse weiter treffen, dann kann sich nichts ändern.
Es muss ja kein Politiker der beiden großen Parteien dauerhafte Konsequenzen fürchten, wenn er z.B. mal wieder 0.1mio DM auf dem Schreibtisch “gefunden” hat. Niemand würde jemals den Aufwand auf sich nehmen eine ernsthafte Alternative zu bestehenden Parteien zu suchen oder gar zu gründen.
Mit etwas Glück reicht es vlt. noch für “Protestwahl” von radikalen Parteien die dann versprechen genau die gleichen Inhalte zu transportieren. Aber Inhalte sind ja eh egal, wenn sich keiner die Wahlprogramme durchliest.
Aber warum sollte man das auch tun? Wahlen ändern ja eh nichts…