Mut zur eigenen Meinung
Kategorien: Politik Sprache Tags: Politik Pseudoargumente rant Sprache Säue-durchs-Dorf-treiben Vorschriften Lügenpresse -Heute muss alles immer ausgeglichen, demokratisch und gut diskutiert sein. Nie kann man über ein Thema reden und mal ignorieren dass es irgendwo Leute gibt die andere, meist idiotische Meinungen vertreten.
Das hat bei uns zum Glück noch nicht ganz so extreme Ausmaße angenommen wie in den USA, wo es an der Tagesordnung zu sein scheint zu jeder Diskussion immer 2 Seiten einzuladen, die dann möglichst widersprüchliche Standpunkte vertreten sollten.
Uns Mitteleuropäern kommt es immer albern vor wenn wir hören was “die Amis” für alberne Ansichten hätten, aber ich nehme an dass das zu nicht geringen Teilen eben an diesem Vorgehen liegt.
Wenn 99% der Wissenschaftler der Meinung sind menschenverursachter Klimawandel wäre ein Problem, dann braucht man nicht einen “Klimaskeptiker” und einen geistig gesunden Menschen in der Talkshow gegenüber setzen und so darstellen als wären das irgendwie gleichberechtigte Meinungen.
Wenn man Evolution beweisen kann, dann braucht man nicht irgendwelchen religiösen Nüssen nachgeben und unter dem Motto “Teach the controversy” im Schulunterricht “beide” Möglichkeiten1 zu besprechen auf dass sich die Schüler selbst eine Meinung bilden.
Es gibt immer 2 Seiten in jeder Geschichte und die Wahrheit liegt meistens irgendwo dazwischen.
Das mag so stimmen. Blöderweise sind die zwei Seiten aber häufiger Wahr und Falsch, alternativ Fakten und Bullshit.
Manchmal ist “irgendwo dazwischen” halt auch so weit auf einer der beiden Seiten dass es nicht mehr von ganz außen unterscheidbar ist.
Früher war alles früher
Früher war es auch Aufgabe der Medien solche Dinge einzuordnen. Heute wird das immer seltener. Schnell sind die Leute mit schwachsinns-Vorwürfen wie “Lügenpresse” bei der Hand, weil sie ihre persönliche Überzeugung nicht (oder unterrepräsentiert) in den Medien vertreten sehen.
Keiner kommt auf die Idee dass das auch daran liegen könnte dass die besagte Meinung einfach schwachsinnig ist und Leute die Artikel zum Thema schreiben mehr als 1min darüber nachgedacht haben könnten.
Warum nicht mal eine Talkshow in der am Ende ein klares Fazit zum Thema gezogen wird? Warum nicht mal am Ende der Betrachtung eines Themas sagen “X hat recht, Y ist ein Idiot”?
Bei vielen Themen gibt es eben klar falsche und richtige Meinungen.
Beispiel Homöopathie - Wann gab es das letzte Mal einen Artikel in einer großen deutschen Zeitschrift in der klargestellt wurde dass das Zeug nicht wirkt, nie wirken kann und gefährliche Abzocke von Kranken und Hilflosen ist?
Beispiel Terrorismus - das ist einfach keine relevante Todesursache. Weder in Deutschland, noch in Europa, nicht mal weltweit kann das auch nur annähernd die Todesopfer erreichen die Individualverkehr oder falsche medizinische Versorgung jedes Jahr fordern. Aber Terrorismus ist Panikthema! Da muss man diskutieren! Da muss abwehren!
Beispiel Islamisierung - Islam spielt prozentual gesehen in Deutschland keine Rolle. Islam hat weder einen gesonderten Rechtsstatus, noch gibt es da religiöse Vereinigungen die auch nur annähernd ähnliche Vergünstigungen bekommen wie die christlichen Kirchen (17mrd€ pro Jahr - nein das sind nicht “Kirchensteuern” die nur Mitglieder zahlen).
Da ist der dumme Ami plötzlich nicht mehr so albern als Vergleichswert. Er hat halt nur andere (oder evtl. mehr) Themen bei denen er sich lächerlich macht. Inhaltlich bleibt es dasselbe.
Sich immer nur rückgratlos an jeglicher Meinungsäußerung vorbei zu schlängeln sorgt nur für Inhaltslosigkeit.
Das erwünschte Ziel, damit immun gegen Fehler zu werden (“Wir haben doch gesagt dass das nur EINE Meinung ist und haben uns nicht festgelegt!") funktioniert nicht.
Was man aber erreicht ist dass man Idioten eine Plattform bietet und Schwachsinn als validen Standpunkt darstellt. Glückwunsch!
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natürlich gäbe es noch jede Menge alternative, idiotische Erklärungen die, obwohl absurd, mindestens genauso sinnvoll wären wie “irgendein nicht-beweisbarer Gott hat’s so gemacht” ↩︎