Aussprechbare Koordinaten

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Die Idee ein Koordinatensystem über die ganze Erdoberfläche zu legen dessen Koordinaten man aussprechen kann ist nicht neu.

Bereits 1826 veröffentlichte z.B. ein Architekt namens Stedman Whitwell in der Zeitschrift "New Harmony, Ind., Gazette" ein Konzept, wie man aus Geo-Koordinaten für jede Adresse einen aussprechbaren Ortsnamen erzeugt.

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Latitudeaeiouyeeeiieou
Longitudebdfklmnprt
Insert an S to indicate south latitude and a V for west longitude; omit them for north and east. Thus New Harmony (38°11’N, 87°55’W) would be rechristened Ipba Veinul; New York would be Otke Notive, Washington D.C. Feili Neivul, and Pittsburgh Otfu Veitoup.

Jetzt hat dieses System einige Schwächen.

  1. Man muss sich unbedingt jeden Buchstaben merken, klar sind die darauf ausgelegt den Klang möglichst stark zu verändern, aber der Unterschied zwischen "Ipba Veinul" und "Eepba Veinul" (was jetzt im englischen nicht sooo unterschiedlich klingt), ist der Unterschied zwischen den Koordinaten "38°11’N, 87°55’W" und 78°11’N, 87°55’W, also ca. 4500km Luftlinie.
  2. Das Konzept ist auf englische Aussprache ausgelegt. Das kann man im deutschen (fast) unverändert übernehmen, aber in anderen Sprachen funktioniert es im Zweifelsfall gar nicht. (und wenn man zwischen den Sprachen Koordinaten austauscht kommt es zu Missverständnissen)
  3. Die Koordinaten sind entweder sehr grob oder werden sehr lange, schwer merkbare Wörter

Wenn es nur etwas leichter merkbare gäbe um komplexere Informationsschnipsel zu übermitteln als einfache Buchstaben! Warte: gibt es! Wörter!

Relevanter XKCD-Eintrag:
Password Strength

Die Funker wissen es schon lange, sinnvoll ausgewählte Wörter sind akustisch besser erkennbar. Die Mathematik sagt uns dass wir mit 3-4 Wörtern genug Kombinationen für ziemlich viele Buchstaben/Zahlen übermitteln und wenn man 5-10 solche Kombinationen zur Auswahl hat ist es praktisch überhaupt kein Problem sich eine "passende" (also lustig, irgendwie sinnvoll, reimend, wasauchimmer...) zu suchen die man sich leicht merken kann.

Soweit die Theorie und das worüber sicher nicht nur ich bereits mehrmals nachgedacht hatte.

Jetzt hat das jemand auch schon praktisch umgesetzt! Schön mit Telefon-App, Lib zum Einbinden in eigene Software-Proejkte, Übersetzungen in viele Sprachen und Webanwendung.

what3words

What3Words.com ist ein solches Projekt wie ich es beschrieben habe. Die Erdoberfläche aufgeteilt in 3x3m-Quadrate, jeweils 3 Worte in der Zielsprache zugewiesen um jeden Punkt als Koordinaten ausdrücken zu können. (Dabei werden jeweils 25 bis 40K Wörter, ähnlich klingende/geschriebene entfernt und so sortiert dass längere Wörter für weniger bewohnte Gegenden verwendet werden).

Weil das Raster relativ klein ist (wann muss man schon mal etwas mit mehr als 3m Genauigkeit angeben?) kann man sich fast immer aus mehreren Bezeichnern etwas aussuchen. Wenn man sich mit jemandem treffen will, könnte man also z.B. folgendes sagen:

(und sicher gäbe es da noch weit bessere Beispiele, ich habe nur jeweils markante Punkte gewählt und aus jeweils einem halben Dutzend Rasterpunkten das imho "passendste" ausgewählt)

Und Fehlerkorrektur? Die Worte sind so verteilt dass man bei "leichten" Fehlern möglichst weit entfernt vom Ausgangspunkt landet. Wenn ich mich also mit jemandem im Zwinger treffen will und derjenige versehentlich "irgendwo braunES Weltbild" sucht, so wird derjenige das hoffentlich bemerken bevor er sich einen Flug nach Sydney bucht. (Das klappt nicht immer ganz so gut, "Zauber sonst Strick" liegt immerhin noch in Deutschland, wenn auch ein gutes Stück nördlich von Hamburg)

Aber Sprache? Wenn ich Koordinaten in der falschen Sprache eingebe, so funktionieren die trotzdem. (Ob jetzt natürlich jemand der nur Russisch spricht, Koordinaten in Spanisch korrekt eingeben wird, ist eine andere Frage)

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
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