Kauft nicht bei Buchhandelsketten!

Tags: Bücher/Literatur Dresden Säue durchs Dorf treiben Zwickau - 03.07.2010

Derzeit wird mal wieder eine Sau durch klein Bloggersdorf getrieben, weil Thalia als große Buchhandlung ein kleines Verlagshaus/Buchhandlung zur Übernahme zwingen wollte.
Natürlich hat sich auch gleich wieder eine Gruppe auf Facebook gegründet, in der die Mitglieder, unter verwendung von viel zu vielen Ausrufezeichen, androhen nicht mehr bei Thalia einkaufen zu gehen.

...und trotzdem kaufe ich gerne bei Thalia ein.. einfach schon daher weil ich kaum noch kleinere Buchläden in der Nähe kenne, die nicht zu Thalia gehören (Haus des Buches oder so.. alles an Thalia gegangen) und weil dadurch Thalia so ziemlich das einzige in Dresden und Zwickau ist, wo man überhaupt noch gepflegt in einer großen Buchhandlung stöbern kann.

Nach längerem Überlegen bin ich überhaupt nur auf Bahnhofsbuchhandlungen gekommen, so gibt es z.B. im Dresdner Hauptbahnhof noch eine Filiale von Wittwer. Aber auch dort muss ich mit weit weniger Auswahl leben, SciFi und Fantasy teilen sich einen kleinen Teil eines Regales und mehr als die aktuell gerade gefragent Standardgeschichten (Nein verdammt, ich will keine romantisch-angehauchte Vampirgeschichte für kleine Mädchen kaufen!) gibt es dort auch kaum noch. Wirklich schön ist noch Hugendubel in der Altmarktgalerie in Dresden, aber wenn ich eine große Kette gegen eine andere eintausche, was erreiche ich damit?

Dann hätten wir noch sowas wie Weltbild oder so, aber das ist kein Buchladen. Die verkaufen nur noch nebenbei Bücher und eigentlich wollen die einem lieber Spielzeug, DVDs oder Deko-Artikel verkaufen, das scheint wohl mehr Umsatz zu generieren.

Wo gehe ich sonst meistens so Bücher kaufen?

Haus des Buches zwischen Altmarktgalerie und Centrumgalerie -> Thalia

Haus des Buches in Zwickau im Zentrum -> Thalia

Buchhandlung in Dresden-Neustadt an der Hauptstraße -> Thalia

Roter Turm (Einkaufszentrum) in Chemnitz -> Thalia

Elbepark (Einkaufszentrum) in Dresden -> Thalia

Ich bleibe also dabei: Ich gehe gerne bei Thalia einkaufen, erstens schon weil ich keine Alternative dazu habe und zweitens weil die Läden im Verhältnis zur Konkurrenz verdammt nett sind. Natürlich gibt es hier auch unschöne Dinge (englische Bücher die nicht in .de geschrieben wurden irgendwer?) aber die Leute sind (für Menschen) ziemlich nett, die Auswahl ist groß und die Bücher sind einigermaßen sinnvoll sortiert (alleine das ist schon etwas was viele andere nicht zu schaffen scheinen).
Thalia (und Hugendubel, zugegebenermaßen finde ich das fast noch besser) haben es sich redlich verdient dass ich mein Geld bei denen lass und in meinem Fall ist das wohl auch nicht wenig (alle 1-2 Wochen gehen wir Bücher kaufen, meist werden es mindestens 2-3 Stück). Natürlich kann ich meine Bücher auch bei Amazon bestellen, im Lebensmitteldiscounter (z.B. Globus in Zwickau) mitnehmen oder bei Egay ersteigern, aber das würde den kleinen Buchhandlungen auch nicht helfen. Die sind tot.. kommt damit klar!

Importierte/Alte Kommentare:

#1408: 03.Jul.2010 04:07 von profmakx

In Aachen gibt es die Meyersche Buchhandlung. Erst seit ich diese kenne gehe ich überhaupt gerne nach Büchern stöbern :)

#1409: 03.Jul.2010 08:07 von -noricus-

Güße aus Bloggersdorf :D
Du sagst es ja in Deinem Beitrag: Wenn es kaum mehr Alternativen gibt, dann bleibt einem nichts Anderes übrig, als seine Bücher bei irgendwelchen Handelsriesen zu kaufen. Ob gerne oder nicht, das ist dem Riesen und auch dem geschlossenem Kleinhändler egal.
Gerade am Beispiel Thalia vs. Ennsthaler läßt sich aber sehr gut erkennen, daß mehr möglich ist als bloß einen Stoßseufzer gen Himmel zu schicken: Menschen (Kunden!) können sich anlaßbezogen zusammentun, Protest einlegen und Druck ausüben.
Der Einzige Druck, der heute noch irgendwie machbar ist, ist die Androhung finanzieller Verluste. Da Konzerne & Co. nur mehr gewinnorientierte Firmenpolitik betreiben, ist nur die Aussicht auf schmälere Gewinne der einzige Angstfaktor, der sie zum Einlenken bewegen kann.
Genau das ist auch in diesem Fall gelungen.
Viele Kunden werden nun weiter mit Freude bei einem Kleinverlag, einem Familienbetrieb ihre Bücher kaufen können.
Das ist doch was, oder?

#1410: 03.Jul.2010 11:07 von Dr. Azrael Tod

Äh.. und was hat sich jetzt geändert? Mal für eine Woche wird eine Sau durchs Dorf getrieben und dann ist das wieder vergessen. Schlimmstenfalls kaufen ein paar Leute weniger Bücher bei Thalia und gehen stattdessen lieber zu Amazon, Hugendubel (wo ich heute btw. erst wieder ein englisches Pratchett-Buch "unseen academicals" erstanden hab \o/) oder gar zu Weltbild.
Auf Dauer erreicht man damit überhaupt nichts.

Das ist wie (um mal einen aktuellen Vergleich zu ziehen der so schön hinkt wie möglich) wenn Leute über BP schimpfen, desshalb nicht bei Aral tanken gehen, sondern lieber zu Shell gehen. ( http://de.wikipedia.or... )
#1411: 04.Jul.2010 01:07 von Dr. Azrael Tod

achja.. ganz vergessen, es gibt auch immer 2 Seiten. So meint z.B. Thalia auf ein Schreiben eines Kunden:

"Die Fa. Ennsthaler betreibt einen Buchverlag und eine Buchhandlung in Steyr. Mit dem Buchverlag bestand eine langjährige Lieferantenbeziehung, die Gottfried Ennsthaler im Mai 2010 abgebrochen hatte. Wir haben das mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Thalia war immer an einer positiven Lösung interessiert und ich habe am 28.6.2010 nach einem Telefonat mit Herrn Ennsthaler seinem Wunsch entsprochen, die Geschäftsbeziehung zu Thalia wieder aufnehmen zu wollen. Es werden ab sofort von Thalia wieder Bestellungen erfolgen."

Auch der ORF berichtet folgendermaßen davon:

"...in einer Aussendung hieß es aber, es habe gemeinsame Überlegungen über eine Buchhandlung am Ennsthaler-Standort in Steyr gegeben – ein Kaufangebot sei aber nie erfolgt."

"Thalia sei bemüht gewesen, eine für beide Seiten positive Lösung zu finden, sowohl in Bezug auf die Lieferantenbeziehung als auch auf den Standort in Steyr. Ennsthaler habe die Gespräche aber abgebrochen.

Laut Thalia stimmt es, dass derzeit keine Bücher mehr bei Ennsthaler bestellt würden. Das liege aber daran, dass Gottfried Ennsthaler die Geschäftsbeziehung beendet habe."

Es gibt also für die Aussage dass Thalia hier Konkurrenz ausschalten will nur eine einzige Quelle: die Konkurrenz selbst. Wie zuverlässig und vertrauenserweckend das ist, muss wohl jeder selbst einschätzen.

Auch finde ich (wenn der Vorwurf an Thalia wirklich wahr ist) ein derartiges Vorgehen durchaus gerechtfertigt. Warum soll irgendwen seine direkte Konkurrenz auch noch unterstützen? Das wird kaum eine Firma gerne tun, egal ob es sich um einen großen Konzern oder um den kleinen Tante-Emma-Laden an der Ecke handelt.
- #1412: 04.Jul.2010 02:07 von -noricus-
  
  Sicher, wem man glauben möchte, liegt letztlich bei einem selbst.
  Da du ja offensichtlich meinen Blog-Artikel gelesen hast, wirst du auch gemerkt haben, daß ich beide Seiten mit ihren Argumenten zu Wort kommen ließ.
  Tatsache ist für mich aber, daß ich gerne die Wahl haben möchte, wo ich meine Bücher kaufe. Da habe ich sicher einen kleineren Buchladen lieber, der überdies auch ein Familienbetrieb ist.
  Gebracht hat die Sache aber sehr wohl etwas, zumal die Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden Händlern wieder aufgenommen wurden. Ob das auch ohne Proteste geklappt hätte, wage ich zu bezweifeln.
  - #1413: 04.Jul.2010 11:07 von Dr. Azrael Tod
    
    ahja stimmt, die zitate stammen ja direkt von deiner eigenen seite... dann war das ja gerade agumentativ äußerst sinnvoll von mir :D

#1415: 06.Jul.2010 03:07 von Felix Nagel

Halten wir fest: du käufst bei Thalia ein weil alle anderen bereits geschluckt wurden. Das nenn ich mal ne Begründung! blog von der liste nehm

#1416: 06.Jul.2010 03:07 von Dr. Azrael Tod

erstens das, zweitens aus den gründen warum die anderen geschluckt wurden, die so ganz nebenbei dafür sorgen dass ich die Läden auch noch "mag".

Sprich: große Auswahl (versuch das mal als mini-Laden), englische Bücher im unübersetzten Original (zugegeben wenige.. aber immerhin gibts welche), nette Bedienungen, ...

Wo bleiben die Argumente dagegen? Dass der böse, böse Händler seine Konkurrenz nicht unterstützt - das ist kein Argument, das interessiert mich als Kunden ehrlich gesagt nen Dreck.

[Edit]
Gnarf.. jetzt argumentier ich auch schon nur noch ob man dort kaufen sollte oder nicht. Dabei war meine Motivation ursprünglich um den Artikel zu schreiben eher die Aussage dass es eh egal ist. Kleine Läden gibt es kaum noch und selbst wenn will da auch kaum jemand was kaufen.
Die Blogger und Facebook-Nutzer treiben mal wieder eine Sau durchs Dorf, aber ändern wird sich nichts. Spätestens in 2-3 Wochen denkt eh keiner mehr daran und alles bleibt wie immer.
Einer Facebook-Gruppe beizutreten ist halt auch einfacher als wirklich etwas zu tun das persönlich irgendwelche Opfer verlangt.