Filesharing und Bücher (Beletristik)

Die Agitprop der Content-Mafia hat mal wieder zugeschlagen, diesmal ist es die Verteilung eines Buches, über die die Autorin derartig entrüstet ist, dass sie das Buch doch lieber umschreibt statt es so zu veröffentlichen wie sie es geplant hatte.

Ich finde das ist ein Witz ohne Gleichen. Wer bitte liest Bücher wirklich komplett als E-Book? Ich habe das 2-3mal gemacht, dazu muss ich aber sagen dass ich diese Bücher alle als Herausragend ansehe und sie als derartig gut ansehe dass ich sie auch nochmal gelesen hab (in Papierform).

Sprich: Ich habe kein Buch als Ebook gelesen, dass ich nicht auch als handfeste Version durchgelesen habe, hingegen habe ich etliche Hunderte Bücher (das ist nicht übertrieben, alleine schon Perry Rhodan HC1-85 hat einiges an Zeit gefressen) als Papierversion gelesen, die ich als Ebook nichtmal runtergeladen hab.

Fakt ist einfach, dass Bücher keine Filme sind. Es ist durchaus möglich ein Buch über das Internet zu verteilen, doch solange man nicht gerade vor hat das Buch dann auszudrucken (was mehr kostet als das Original) ist es eben keine schöne Lesehaltung. Nichtmal auf Handhelddevices wie meinem Pocket-PC kommt das Lesen eines Ebooks dem Lesen eines Papierbuches auch nur nahe. Auch mit E-Ink und ähnlichem bezweifle ich, dass sich dies in den nächsten 5-10 Jahren ändern wird.

Ein weiterer Punkt ist, dass man sich ja Bücher auch ins Regal stellen will. Meine Freundin und ich haben jetzt neuerdings 2 volle Bücherregale in unserer Wohnung stehen und ich ärgere mich seit Jahren schon dass ich bestimmte Bücher nicht zu meinen anderen stellen kann. Ein gutes Beispiel ist z.B. Hohlbein - Azrael, ich habe Teil 2 im Regal stehen, der (erheblich bessere) Teil 1 jedoch wurde von mir nur mehrmals ausgeliehen. Ich überlege also tatsächlich mir ein Buch selbst zu kaufen, das ich bereits ca. 10x gelesen habe, nur um es in mein Regal stellen zu können und evtl. mal jemandem in die Hand drücken zu können. Man will ja auch seine Lieblingsbücher weiterverbreiten.

Ein E-Book verhällt sich bestenfalls nunmal zu einem richtigem Buch wie Wein aus dem Tetrapak mit Strohalm trinken zu Wein aus einer guten Flasche mit Korkverschluss, der dann aus teueren Rotweinschwenkern getrunken wird. Selbst wenn die Rotweinschwenker (hartgebundene Bücher) jemandem zu teuer werden wird derjenige nicht zum Strohhalm (Ebook) greifen sondern eher zum Pappbecher (Taschenbuch) evtl. trinkt er sogar Wein den er sich bei Aldi besorgt hat statt teueren aus dem Weindepot (Will sagen, er leiht sich das Buch aus, dafür sind ja, unter anderem, Bibliotheken da!). Einfach weil die Leseerfahrung eine grundsätzlich andere ist.

Dabei rede ich noch nichtmal von schlecht eingescannten Kopien, die alle 2-3 Wörter ein i und ein l vertauschen, denen Seiten fehlen oder die in schlecht skalierbaren PDFs (welche man im Gegensatz zu .txt oder ähnlichem auf einem PPC nur SEHR schlecht lesen kann) daher kommen.

Die einzigen Dinge wozu man Ebooks wirklich nutzen kann sind a) zum reinen Sammeln ("Hey.. ich hab n GB an Ebooks!" - "Cool, wie liest du sie?" - "LESEN?") oder b) zum Testlesen von 1-2 Seiten. Gerade letzteres ist natürlich eine enorme Bedrohung für die Buchverkäufe. Wo kommen wir hin, wenn die Leute anfangen nur noch gute Bücher zu kaufen? Was sollen dann die ganzen richtig schlechten Autoren machen wenn sie garnichts mehr verdienen?

Nein ehrlich, ich kann beim besten Willen keinen Grund sehen warum ein Beletristik-Autor geringere Einnahmen durch Filesharing verbuchen sollte. Viel eher zeigen sich positive Effekte durch das Internet, wie gesteigerte Einnahmen eines eigentlich unbekannten Autors, weil er im Internet gelobt wurde oder Blogs Amazon-Links zu seinem Buch verbreiten. Viele Autoren haben das ja auch offensichtlich verstanden.

Disclaimer: Ich rede absichtlich von Beletristik, bei Fachbüchern sieht die Situation etwas anders aus. Wenn ich auch dort nicht behaupten würde dass es nur negative Einflüsse gibt, wiegen diese zumindest jedoch etwas schwerer als bei Unterhaltenden Büchern.

Importierte/Alte Kommentare:

#526: 05.Sep.2008 11:09 von Gilly

Ich lese Bücher komplett als PDF bzw als TXT. Im Moment lese ich z.B. Shakespeares Sommernachtstraum. Ist hier frei erhältlich: http://www.gutenberg.o...

Ich lese schon seit 2003 lieber ebooks als richtiger Bücher.

#527: 05.Sep.2008 03:09 von Dr. Azrael Tod

Naja, das soll jeder halten wie er will...
Ich bin der Meinung dass es durchaus möglich ist Bücher auf einem TFT-Bildschirm oder so zu lesen (von CRT reden wir lieber garnicht) aber es macht mir keinen Spaß.
Es ist einfach schwierig das Lesegefühl zu emulieren und es genauso angenehm zu gestalten... und warum etwas emulieren was man besser im Original haben kann?

Für mich ist Ebook etwas ähnliches wie ein Tofuwürstchen.. man mag davon satt werden, aber ich bin kein Fan davon.

#528: 06.Sep.2008 02:09 von Oliver

>Wer bitte liest Bücher wirklich komplett als E-Book?

In den Staaten längst usus diese E-Book Lektüre. Bei techn. Lektüre und dem Wegwerf-Charakter einiger heutiger Bücher ist es mir auch völlig egal. Andererseits liebe ich z.B. einige Werke die ich aus dem 17. Jhdt. besitze und diese würde ich gewiss nicht gegen eine elektronische Variante tauschen. Wie auch beim Tofu kommt es auf die Zubereitung an. So manches Buch vergällt mir dann auch als totes Holz mehr das Vergnügen, als das ich von Genuß reden könnte. Die Form des Buches sollte als Ehrung betrachtet werden, wie auch vor 100-200 Jahre noch, so mancher Junk findet in elektronischen Gefilden sein angestammtes Heim.

Die adäquate Form gibt es übrigens schon längst - daran stören mich jedoch zwei Dinge, warum soll ich ebensoviel löhnen wie für ein gedrucktes Werk? Darüber hinaus sieht es an manchen Orten an denen ich verweile in diversen Ecken der Welt schlecht mit der Stromversorgung aus, insofern alleine aus diesen Gründen ein no-go. Last not least nutze ich Bücher nun schon seit 30 Jahren u.a. um dem Alltag zu "entfliehen", dazu gehört auch oft das von mir gerne gepflegte Nerdtum. Gehe ich raus in die Natur begleitet mich u.U. ein Buch, jedoch selten eine Kamera, ein Handy oder gar das Laptop. Von diesem Standpunkt aus betrachte ich es, es hat etwas mit Lebensqualität zu tun.

#529: 06.Sep.2008 02:09 von Dr. Azrael Tod

Wie gesagt der Rant bezog sich nicht auf Sachliteratur..
Mir ist durchaus klar dass in diesem Bereich die Dinge etwas anders als bei Beletristik liegen.

Mit den Preisen sprichst du ein Problem an das mich genauso stört, warum soll ich mehrere Euro für ein legales EBook ausgeben? Es würde mich evtl. nicht so sehr stören wenn dieses Geld an den Autor geht, doch dem ist ja nicht so.
Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen. Bei Papierbüchern war auch der Druck und die Produktion immer das teuerste, der Autor bekommt in den seltensten Fällen eine Vergütung die auch nur annähernd seinem Aufwand entspricht. Ich wage zu bezweifeln dass dies mit EBooks sonderlich anders wird, die Gelder werden eher irgendwo bei den Verlagen versickern. Das kann man dann mit Vermarktung/Werbung oder ähnlichem rechtfertigen und Ruhe is!

#530: 08.Sep.2008 08:09 von EBooks « G33KY^2 - The Nerd Strikes Back

[...] Gerade redet man noch darüber dass Ebooks lesen ziemlich umständlich ist, da erfindet schon jemand was praktisches dafür. Den [...]

#531: 10.Sep.2008 08:09 von 10 PocketPC-Tools « G33KY^2 - The Nerd Strikes Back

[...] ein tragbares Gerät mit kleinem Bildschirm… warum sollte ich keine Ebooks darauf lesen? (i swore the hypocrites [...]

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
Later article
Bit Shifter
Older article
Homeservergehäuse