Türe aufmachen, hier ist die Polizei.


Als wäre das nicht schon traurig genug, ist es in heutigen Zeiten für die Damen und Herren auch alles andere als schwer einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen. Hier wird also meiner Ansicht nach ein Grundrecht mit Füßen getreten. Eine Durchsuchung ist ein schwerer Eingriff in unsere Grundrechte (und ja, dass sind auch DEINE und vor allem MEINE Grundrechte) und sollte gerade deshalb nur im äussersten Ausnahmefall passieren. Die Realität sieht sehr sehr anders aus.

Mit Durchsuchungen verhält es sich genauso wie mit schweren Unfällen: Das ist etwas, das nur anderen passiert. Nur den Schwerstkriminellen, also Mördern, Räubern, Terroristen und die die es aufgrund von Hinweisen mal werden wollen, Steuerhinterziehern, Raubkopierern, Internetsurfern und sowas halt, passiert.

Moment fragt man sich. Internetsurfern? Das bin ich doch auch. Richtig. Ein aktueller Fall aus meinem erweiterten Bekanntenkreis verhält sich also so:

Jemand betreibt für ganze 4 Wochen und das vor einem Jahr einen TOR Server. TOR soll also eine gewisse Restanonymität im Internet simulieren, bei den ganzen Datensammlern, Überwachern und was sich sonst noch so im Internet rumtreibt. Und TOR ermöglicht natürlich auch leuten mit nicht ganz weisser Weste eine gewisse Anonymität, das heisst mehr, ein Verstecken hinter anderen Personen.
Jemand hat also (vor einem Jahr) über TOR ein Video heruntergeladen. Das Video ist sehr eindeutig Kinderpornografie (Später mal noch mehr zu diesem etwas Inflationär benutzten Begriff). Letzte Woche also Klopfen dann Beamten der Kriminalpolizei an die Türe des ehemaligen TOR Serverbetreibers und bitten um Einlass. Sie haben einen Durchsuchungsbefehl dabei und wollen sich die Rechner mal ansehen beziehungsweise sie mitnehmen.

Nun ist Kinderpornografie ein abscheuliches Verbrechen, welches mit Sicherheit verfolgt gehört. (Vorsicht, Alibisatz). Und vielliecht, wenn man als Ermittler eine IP-Adresse in der Hand hat könnte man ja mal jemanden zur Vernehmung aufs Revier zitieren. Aber gleich die Bude auf den Kopf stellen? Wegen einer IP Adresse aus irgendeinem Log? Der Server läuft übrigens immernoch. Der wurde vom Betreiber scheinbar nicht aus dem Verkehr gezogen. Auf dem Server könnten sich ja auch mehrere Nutzer tummeln.

Nunja daraus folgend zunächst einige Lehren, die man zieht.


Betreibe NIEMALS einen TOR-Server, denn

  1. es ist DEIN Geld

  2. es ist DEIN Ruf

  3. es ist DEINE Zeit

  4. du bist derjenige der im Zweifelsfall nacher vorbestraft ist


Und in der Konsequenz muss man sein eigenes Verhalten im Internet darauf einstellen was man glaubt was einem alles passieren könnte und mit welchen Repressalien man rechnen muss, wenn eine vollkommen andere Person, die ich vielleicht nichtmal kenne ein Verbrechen begeht und irgendwie auf irgendwelchen abstrusen Wegen mit mir in Verbindung gebracht werden könnte, und sei es durch einen Dreher in der IP Adresse.

Ich selbst habe aus genau diesem Grund nie einen Tor-Server betrieben. Und das finde ich für mich persönlich ziemlich bedenklich.

Wo die entsprechenden Behörden immer mehr Möglichkeiten fordern finde ich sollten sie auch erstmal eine grössere Kompetenz an den Tag legen.

Importierte/Alte Kommentare:

#437: 17.Aug.2008 03:08 von Dr. Azrael Tod

Kompetenz bei der Polizei? Wozu? man bekommt doch für diesen Zweck auch recht schnell einen Sachverständigen irgendwoher...
Beispielsweise bei Urheberrechtsverstößen, da findet sich ganz schnell jemand sachverständiges, der der Polizei auch noch kostenlos bei den Ermittlungen helfen will und die ganzen pösen Filesharer im Internet findet. Natürlich findet er auch Beweise, immerhin ist es leicht sich ein paar Bildschirmphotos zu basteln auf denen ein paar IP-Adressen (z.B. 127.0.0.1 oder 342.123.123.123.123) hinter dem Namen einer HÖCHSTILLEGALEN DATEI stehen!
Dass solche Leute neutrale Meinungen haben und unvoreingenommen ermitteln ist natürlich auch klar.. immerhin melden sie sich ja nur aus einem tiefgreifendem Gerechtigkeitssinn um der Polizei umsonst zu helfen.

#438: 17.Aug.2008 10:08 von fidel

Schande Schande.

Wobei dass die Cops die Kisten gleich mitnehmen ist eigentlich leider klar. Passiert dies nicht wird jeder der irgendetwas "böses" auf dem Rechner betrieben hat direkt nach dem Verhör auf dem Revier alle Spuren vernichten. Damit ist das mitnehmen des Rechners für den 0815 Polizisten sicherlich die einfachste Variante ... wer dann die Sichtung des Materials macht ergibt sich dann sicher später.

Das schlimme ist ja eigentlich dass man die Hardware ggf sehr spät erst wieder zurückgekommt. Ich kenne einen Fall in dem die Lieben Gesetzteshüter nach ca 9 Monaten zu zweit eine Maus zurückgegeben haben. Der Rechner war zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht beim Besitzer und den Kosten-Nutzen Aspekt 2 Beamte eine gebrauchte Maus transportieren zu lassen läßt sich sicher sehen =)

Viel Glück für deinen Bekannten

#439: 18.Aug.2008 10:08 von profmakx

Jeder, aber auch wikrlich jeder, der ein bischen graue Masse im Ballon auf seinem Hals hat würde sowieso solche Beweismittel nicht auf seinem PC aufbewahren!

#440: 19.Aug.2008 09:08 von fidel

Hehe, denke da nimmst du zuviel grundintelligenz an

#441: 20.Aug.2008 06:08 von strange

Der Rechner wäre ja noch zu verschmerzen, aber die Daten... da hilft nur ein regelmäßige Backup (das man natürlich nicht in der eigenen Wohnung aufbewahren sollte)

#442: 22.Aug.2008 06:08 von FuNKeR

Huh! Böse Geschichte. Ich hoffe auch, dass die nicht aus irgendwelchen Gründen mal hier erscheinen und meine Gerätschaften mitnehmen. Dann ist nämlich die halbe Wohnung leer und ich ohne Hobby.
Ich hoffe, deinem Bekannten geben sie alles schnell wieder und er kommt heil aus der Sache raus.

Geschrieben von: DAT
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