Rant: Kaizen und anderer Blödsinn

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Immer wieder stoße ich in meinem täglichen Leben auf Produkte die einfach nur typisch für unser tolles System, die Marktwirtschaft sind.

Wenn ich in einen Laden gehe und einfach nur Zahnpasta kaufen will sehe ich ein Regal mit ca. verschiedenen 50 Sorten die sich in nichts außer ihrem Aufdruck unterscheiden. Wenn ich eine Kamera kaufe ist diese Wasserdicht, hat ein wahnsinnig großes Display, macht auch Bilder mit 10 Gigapixel Auflösung aber man kann sie ohne mehrstündiges Studium der Anleitung auch als ziemlich technikorientierter Mensch kaum noch bedienen und sobald die Helligkeit nicht mehr reicht, kann man die Ergebnisse wegwerfen weil einfach kein Blitzlicht vorhanden ist und der Sensor mindestens direktes Sonnenlicht braucht.

Ich bilde mir keinesfalls ein, der Erste zu sein dem dies auffällt (schöne Zitate dazu gibt z.B. von Volker Pispers), es ist jedoch immer wieder erstaunlich wie viele Personen des öffentlichen Lebens immer noch behaupten dass dies die ideale Wirtschaftsform wäre.

Wie kann ein System das uns dazu bringt permanent irgendwelche Zusatzfunktionen in alle möglichen Produkte zu integrieren ohne jemals eine Funktion zu einem ausgereiften Zustand zu bringen ideal sein? Wie kann es gut sein wenn jegliche Produktion darauf ausgelegt ist dem Kunden auch nach dem Kauf möglichst erneut Geld aus der Tasche zu ziehen, sei es durch bald nötigen Neukauf oder jegliches Zubehör das unwahrscheinlich extreme Summen kostet?

Der Marktwirtschaft geht es doch nicht mehr um die Verteilung von Waren und Dienstleistungen, ebensowenig wie Geld noch als einfaches Tauschmittel dient. Es läuft alles zum Selbstzweck. Firmen werden gegründet um Firmen und Geld zu verwalten. Einzelne Personen sitzen auf Geldsummen die sie auch dann nichtmehr ausgeben KÖNNTEN wenn ihre Lebensspanne das hundertfache umfassen würde.
BWL-Personal prüft Produkte, vergibt Zertifikate um irgendwelche Qualifikationen für irgendwelche BWL-Zwecke festzuhalten und anderes BWL-Personal wählt danach diese BWL-Produkte aus. Ob diese gekauften Produkte am Ende noch IRGENDEINEN Zweck erfüllen (zumindest außer die Produktion zu erschweren) fragt am Ende keiner mehr.

Wir haben eine ganze Industrie die nichts anderes tut als Geld zu verbrennen, Akten zu stapeln und sich selbst zu regulieren. Firmen stellen teilweise erheblich mehr Büropersonal ein als wirklich produktives (und damit sind Verwaltungsfirmen und andere Organisationen deren Leistung nur aus den Büros kommt noch nichtmal gemeint).

Alleine schon wenn ich mir ansehe wie viele Krankenkassen wir haben, von der jede einzige wieder Personal und Gebäude für jede Filiale, eigene Regeln was bewilligt wird, was nicht und eigene Gebührenvorstellungen (zumindest noch) braucht. Für diese Krankenkassen braucht dann natürlich auch wieder jede Firma angestellte die genau wissen welche Krankenkassen, welcher Angestellten welche Vorgehensweisen und welche Formulare erfordern...
Alleine wenn ich mir dieses kleine Teilgebiet unserer Gesellschaft ansehe, schon dann könnte ich ins Bad rennen und laut meinen Kumpel Ulf rufen. -.-

Natürlich werden wir dieses System nicht so einfach abschaffen können. Wie sollte das auch gehen, wenn diejenigen die etwas zu sagen haben (und die repräsentieren schon lange nicht mehr das Volk, auch wenn irgendwelche Mythen das noch behaupten) ihre ganze Daseinsberechtigung doch aus diesem Wasserkopf beziehen den sie eigentlich abschaffen müssten? Bürokraten WERDEN keine Bürokratie abschaffen. Wer will sich schon selbst arbeitslos machen?

Sollten wir das dann doch irgendwann schaffen.. durch was würden wir unsere freie Marktwirtschaft denn gerne ersetzen?

Planwirtschaft? Es wurde, glaube ich, bereits oft genug bewiesen dass dies nicht funktioniert. Menschen sind nunmal eigennützig und interessieren sich nicht dafür was mit dem Rest ihrer Rasse passiert, solange es ihnen persönlich gut geht. Mit diesem System können wir frühestens dann einen neuen Versuch starten wenn wir auch materielle Dinge so kopieren können wie die Daten im Internet. (ein Fall für Star-Trek-mäßige Replikatoren)

Absolutismus bei dem alle Einwohner als Leibeigene herhalten und machen was ihnen gesagt wird? Darauf muss ich wohl nichtmal erst eingehen oder?

Eine soziale Marktwirtschaft als Mischform? Klar, kurzzeitig funktioniert das auch... es entwickelt sich aber offensichtlich immer nur in eine Richtung und das ist nicht die, die für die armen Bevölkerungsschichten positiv ist.

Um es mal wieder auf meinen einleitenden Absatz zurück zu führen:

Planwirtschaft produziert das wovon Bürokraten vor 5 Jahren dachten dass wir es brauchen, Marktwirtschaft produziert das was sich am besten verkaufen lässt (also bunte Dinge, die schnell kaputt gehen), keine Form produziert das was die Leute im Augenblick gerade benötigen. (Man beachte den unterschied zwischen "Das brauch ich!" und "Das will ich!"!)

Unser aktuelles System scheint bereits zu viel produzieren um eine schlanke Marktwirtschaft zu ermöglichen. Wo viel zu holen ist bilden sich große Ansammlungen und verursachen wie bei Schwerkraft immer stärkere Ungleichheiten im Gefüge. Doch scheint das System für eine soziale Staatsform noch nicht genug zur Verfügung zu stellen. Wir sind einfach noch nicht soweit dass nur diejenigen Arbeiten müssen die Spaß dran haben.

Wahrscheinlich ist dies auch wieder ein großer Teil des Problems, wir sitzen zwischen zwei Stühlen und passen nirgendwo komplett hin.

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
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