Unrechtsstaat

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Weil gerade mal wieder Tag der deutschen Einheit war, werden wieder die gleichen Säue durchs Dorf getrieben wie bei jedem solchen Vorkommen. Unter anderem holt natürlich wieder jemand den Begriff "Unrechtsstaat" aus der Kiste und behauptet so lange dass die DDR ein solcher war, bis sich irgendwer entblödet zu behaupten dass dem nicht so war.

TL/DR: Man sollte durchaus darüber diskutieren was einen Unrechtsstaat definiert. Wenn man sich da geeinigt hat kann man entscheiden ob die DDR einer war. Alles andere ist unseriöse Polemik. Momentan werden keine Argumente ausgetauscht sondern nur "Die DDR war einer! - WAR SIE NICHT! - WAR SIE WOHL!"

Diese Pseudo-Diskussion führt dann zu so albernen Absonderungen wie der folgenden:

Wat?

Wenn ich einen Begriff scheiße finde, muss ich automatisch gut finden was in einer Diktatur abgelaufen ist?

Aber gut, vlt. habe ich ja nur etwas falsch verstanden. Fragen wir halt mal per Twitter nach einer Definition von Unrechtsstaat und warum die DDR einer war, während die BRD keiner ist.

"SIND NICHT VERGLEICHBAR!"

Genau! Der Rechtsstaat ist Alternativlos.
Natürlich kann man BRD und DDR vergleichen. Man kann alles vergleichen. Oder um es mit dem Typen zu sagen der Äpfel und Orangen verglichen hat:

Conclusions
Not only was this comparison easy to make, but it is apparent from the figure that apples and oranges are very similar. Thus, it would appear that the comparing apples and oranges defense should no longer be considered valid. This is a somewhat startling revelation. It can be anticipated to have a dramatic effect on the strategies used in arguments and discussions in the future.

Wenn ich A und B vergleiche, bedeutet das eben nicht dass ich annehme A und B wären gleich sondern dass ich Unterschiede suche. Wie jede Suche nach Erkenntnis liegt da das Ergebnis eben nicht fest bevor ich verglichen habe.

Keiner (außer ein paar Spinnern, die gibt es immer) argumentiert ja dass ein Staat der so gescheitert ist dass:

  • die Bürger in Massen flohen (trotz dass sie damit rechnen mussten nie wieder kommen zu dürfen oder an der Grenze erschossen zu werden)
  • in dem Wahlen sehr offensichtlich nur Show waren
  • und selbst die Regierung am Ende erkannt hat dass der Staat so am Ende ist dass man ihn ohne Gewalt oder Drohungen von Außen einfach Auflösen konnte

Vor allem das Letzte sollte man nicht unterschätzen. Bevor jemand sich so vom Volk unter Druck gesetzt fühlt dass er von seiner Macht (die er ja offensichtlich hat) loslässt ohne die typischen "letzten Mittel" wie Militäreinsätze und Massenhinrichtungen benutzt zu haben, muss die Stimmung schon sehr in einen Bereich gekippt sein in dem klar war dass die Macht nicht weiter zu erhalten ist.

...keiner Argumentiert jedenfalls dass ein so absurd kaputter Staat "gleichwertig" zur BRD wäre oder gar besser. Keiner hat behauptet die DDR wäre toll gewesen.

Alles was ich gefordert habe, war eine Definition für Unrechtsstaat.

Man hätte darauf z.B. mit "keine freien Wahlen" antworten können, dem Fakt dass die eigenen Bürger an der Grenze aktiv getötet wurden (wichtig: die BRD lässt nur deutlich mehr Fremde an der Grenze passiv ersaufen) oder einem der vielen anderen Details die offensichtlich anders sind. Dann hätte man diskutieren können.

Wenn aber jemand einfach nur ein Wort als Totschlagargument vor sich her trägt und jeden der wagt zu fragen was dieses Wort bedeuten soll mit "Ein Vergleich ist nicht Möglich! Du relativierst die DDR!" zu erschlagen, dann geht es nicht darum aus der Vergangenheit zu lernen, etwas besser zu machen als die DDR oder um Menschenrechte.

Dann geht es darum sich selbst durch Polemik über einen angenommenen Gegner zu stellen und diesen zu diskreditieren.

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
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