Service 2.0
Noch bevor man richtig durch die Ladentür gegangen ist, geht es ja schon los... Wer einen Einkaufswagen will, der darf erstmal eine Euromünze als Pfand aufbringen. Das wäre jetzt normalerweise kein Problem, aber leider hat man oft einfach keine Einstecken. Aber das Problem lässt sich natürlich leicht lösen, immerhin gibt es ja im Laden genug Kassen die genug Eurostücke rumliegen haben... also schnell zur Kasse gelaufen und sich dort erstmal anblaffen lassen: "Is' nich! 'kann die Kasse nur aufmachen wennse was kaufen. "
Also steht man da... ohne Wagen... aber zum Glück gibts ja noch einen Infostand, an dem man auch für umsonst einen ganz klassischen Tragkorb bekommt. So umgeht man natürlich auch gleich den ersten Marketingtrick: Wer einen großen Wagen hat packt erstmal mehr ein, es sieht ja noch so leer darin aus. Jedenfalls ist der Infostand natürlich auch erstmal nicht besetzt, aber wenn man ein/zwei Stündchen wartet löst sich dieses Problem natürlich auch.
Nun endlich im Laden angekommen, sucht man nach dem ersten Artikel auf dem Einkaufszettel. Tatsächlich findet man sogar etwas passendes.. in 50 Ausführungen, mit einer einzigen Ausnahme jede für einen absurd hohen Preis. Diese Ausnahme liegt natürlich dort wo man sie möglichst schlecht sieht, frei nach dem Motto "Wir sind ja billig, aber wir können auch nichts dafür wenn die Kunden immer das teuerste kaufen".
Beim zweiten Artikel geht das Suchen dann weiter... nicht nach der billigsten Variante, sondern einfach danach wo derartiges jetzt generell gelagert werden könnte, da die Regale alle 1-2 Tage umgeräumt werden. Die Idee dahinter ist natürlich auch wieder einfach: Wenn der Kunde lange
genug sucht, findet er evtl. auch noch andere Sachen die ihn interessieren könnten.
Für die Dinge die man jeden Tag braucht, muss man natürlich einmal quer durch den ganzen Laden laufen... Nein, halt das trifft es nicht ganz... Man kann natürlich nicht Quer zum Laden laufen, sondern wird durch die sorgfältig geplanten Regale im Zickzackkurs durch den Laden geführt. Auf die Art muss man auch für das kleinste Stück Butter mindestens erstmal eine Viertelstunde im Laden sein.. super oder?
Haben wir nun endlich alle Dinge zusammen und wollen uns zur Kasse aufmachen fällt uns natürlich auf dass es den allerersten Artikel hier noch einmal an einer völlig anderen und unlogischen Stelle noch einmal als ganz deutlich ausgezeichnetes Sonderangebot gibt. Ich will garnicht wissen wie viele Kunden daraufhin nochmal zurückrennen, Artikel 1 zurückschaffen und das Sonderangebot mitnehmen. Man ist ja ordentlich und sortiert alles schön ins Regal zurück.
Wenn man nun also nach all diesen Hürden irgendwann doch mal bei der Kasse angekommen ist, so stellt man fest dass a) natürlich nur 10% der Kassen besetzt sind b) an den besetzten Kassen schlangen bis zurück zum Regal mit der Butter stehen. Natürlich konnte keiner Vorraussehen dass in dieser Stoßzeit plötzlich mehr Leute auftauchen als sonst!
Nun stehen wir an der Kasse und dürfen noch die schön strategisch aufgestellten Kleinartikel bewundern.. Schokoriegel, Kaugummi, Kondome, Schnaps, Zigaretten, ... halt alles was die lieben Kleinen der Mama gerne noch in einem unbeobachteten Moment in den Wagen packen... zum doppelten Preis wie die Großpackung am anderen Ende des Ladens natürlich.
Sollte man es dann tatsächlich geschafft haben auch über die erneute "freundliche" Bedienung hinwegzusehen und die Fragen nach Kundenkarte, Postleitzahl, Gewinnspielteilnahme, Vorname der Großmutter und E-Mail-Passwort über sich ergehen zu lassen, darf man zusehen wie die etwas gestresste Kassiererin die eigenen Waren über den Scanner zieht. Kaum ist sie damit fertig, muss man natürlich sofort bezahlen und sollte sich eigentlich in Luft auflösen. Immerhin wollen auch andere Kunden noch bezahlen, da kann man nicht warten bis man das ganze Zeugs wieder zurück in den Wagen gepackt hat (Was zeitnah ziemlich unmöglich ist, es sei denn man bringt mindestens 2 Personen Verstärkung mit). Wenn man als Fußgänger da ist, wird man an dieser Stelle feststellen dass die gekauften Waren natürlich auch nicht in die mitgebrachten Taschen passen.. aber das macht nichts, die nette Dame an der Kasse gibt einem bestimmt noch einen Beutel, für ein kleines Endgeld versteht sich.
Aber was solls? Wir haben alles was wir wollten (Naja, fast.. über dem Herumirren im Laden haben wir natürlich 2 Artikel vergessen... dann müssen wir halt morgen nochmal wiederkommen) und sind endlich auf dem Heimweg. Der Zettel vom Pfandautomaten, bei dem wir unser Leergut am Anfang des Einkaufes abgegeben haben wird uns zwar beim nächsten Waschvorgang in der Hose zerfallen und das Geld bekommen wir auch nie weil wir daran nie denken werden aber immerhin: Wir haben überlebt! Dieses Mal.