Schrecken ohne Ende oder Ende mit Schrecken?

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Ich ertappe mich in letzter Zeit immer öfter bei der Hoffnung dass dieses System doch bitte endlich endgültig zusammenbricht. Wir brauchen ganz einfach diese Gelegenheit um ein sinnvolles System aufzustellen.
Wir haben Staatsverschuldung auf einem Niveau dass der Staat mehr für Zinsen zahlt als für alle Bildungsprogramme zusammen.
Wir haben Einzelpersonen die über Geldwerte verfügen die sie auch dann niemals ausgeben KÖNNTEN wenn sie es wirklich bewusst versuchen würden.

Geld sollte ganz früher mal Tauschwaren repräsentieren, welche Tauschware hatte denn ein solcher Großaktionär oder Börsenspekulant für die er das Geld bekommen hat?
Die Börse an sich ist nur wieder eine neue Variante eines Glücksspieles, allerdings mit leicht veränderten Regeln: Wer mehr Geld hat, bekommt automatisch größere Gewinnchancen.

Dementsprechend ist es auch logisch wenn sich soziale Unterschiede immer weiter verstärken. Das Geld fließt nunmal kaum in die Breite, es türmen sich allein durch die Regeln eines solchen Systemes immer größere Haufen mit immer kleinerer Grundfläche auf.
Weil Personen die auf dem größtem Haufen sitzen auch gleich die Regeln bestimmen kann dieses System sich von Natur aus niemals von innen heraus ändern.

Würden wir davon ausgehen, das die Politik einen äußeren Einfluss bildet, wäre dies also der logischste Ansatzpunkt um Änderungen herbei zu führen. Das hat allerdings einen Haken: Politiker sind (wie wir alle wissen) nicht die gewissenhaften und unabhängige Kontrollquelle. Sie sind korrupt, richten sich lieber nach der Meinung ihrer Partei statt nach ihrer eigenen und entscheiden eher nach ihrem eigenem Vorteil statt nach dem für die Allgemeinheit.

Versteht mich nicht falsch, dies ist weder Vorwurf noch Anschuldigung an die Adresse der Politiker. Es ist eine Feststellung, dieses System muss aufgrund seiner Regeln derartige Ergebnisse liefern.
Als Politiker steht man auch nur vor der Wahl "Möchte ich den einfachen Weg gehen oder den schweren?".
Dabei gibts auf dem einfachen nicht nur mehr Geld... man lebt auch in ruhiger Koexistenz mit all den anderen Politikern, muss sich keine großen Anfeindungen seitens der Medien gefallen lassen und bekommt natürlich auch Unterstützung von höheren Instanzen wie Parteispitze oder Vorsitzenden der Gremien denen man angehört.
Die Alternative des schweren Weges hingegen wird überhaupt nicht belohnt.

Theoretisch sollte die Belohnung aus Wählerstimmen bestehen, doch wann entscheiden die schonmal nach Inhalten? Glaubt hier ernsthaft noch jemand ein Gerhard Schröder wäre Bundeskanzler geworden weil er die besseren Inhalte brachte? Oder eine Angela Merkel?

Schröder kann einfach reden, wenn der sich hinstellt und die Leute eine Weile dusslig redet glauben die ihm irgendwann sogar. Das hat mit seinen politischen Entscheidungen etwa so viel zu tun wie ein Brecheisen mit Wackelpudding. Merkel auf der anderen Seite ist Frau und Ostdeutsche... In einem Land in dem diese beiden Gruppen noch nie als Anführer gewählt waren und die Menge der Personen die einer oder beiden Gruppen angehören weit über der Hälfte liegt bringt das natürlich auch Punkte.
Die klitzekleine Tatsache nicht zu vergessen, dass es zu beiden eigentlich jeweils keine Alternative gab.

So und jetzt mal ehrlich: Wem ist aufgefallen dass ich im letzten Absatz genau das getan habe, was der extremste Fehler ist? Wir haben NICHT Schröder oder Merkel gewählt! Wir haben die Parteien bei der Bundestagswahl gewählt, die einen der Beiden als Kanzlerkandidaten aufgestellt haben.
Danach hat sich aber wieder keiner entschieden, was haben Parteien schon für vergleichbare Daten? Inhalte? PAH! Erstens sind die bei allen großen Parteien ziemlich die gleichen, zweitens kann keine Partei diese Inhalte "rüberbringen" und drittens kann man doch viel schöner nach einer einzelnen Person entscheiden.

Dieses Wahlsystem ist einfach im Arsch... Ich kanns nur immer wieder sagen.

Importierte/Alte Kommentare:

#749: 15.Oct.2008 12:10 von Dr. Azrael Tod

Alternativtitel: "Ach ich bin von dieser Welt so müd..."

#750: 15.Oct.2008 02:10 von toranor

Angenommen wir stürzen den Kapitalismus, was kommt dann ? Was sind unsere Alternativen ?

Kommunismus:
Geld spielt eine untergeordnete Rolle, jeder ist gleich. Schöner Ansatz, aber das scheiter an den Menschen selber, niemand ist bereit sich aufzugeben, und seinen persönlichen Vorteil zu verschenken, um jemand , der nicht so viel getan hat auf sein niveau zu heben. Hier sieht letztendlich der Egoismus und der Geiz des einzelnen.

Faschismus:
Wir suchen uns einen Führer und beten ihn an. Vollbeschäftigung. Scheint zu klappen, nur ist nicht ganz billig. Gegenfinanzierung nur durch Krieg möglich. Scheiss Idee. Mit uns deutschen will keiner Krieg spielen solange wir nicht anfangen.
Wenn wir das nicht gegenfinanzieren, dann enden wir wie Nordkorae unter Kim Jong Il, ein mensch, der seine Krankheit schon im Name trät. Hungersnot, Stagnation, Armut. Aber die haben das zweitgrösste Heer der Welt. Wird zeit dass die mal loslegen, sonst können sie ihre SOldaten bald nicht mehr bezahlen.

Feudalismus:
Kleinstaaterei, Leibeigenschaft. Nicht das optimum, um an der Weltspitze mitzureden. Geld ist egal, das hat dein Herr. Der hat auch deine Frau, deine Kinder, dein Land und dein Leben. Deinen Laptop, dein Auto, dein Internetanschluss und dein Wissen. Nicht grad rosig, und das Geld sammelt sich schon wieder bei einigen Wenigen.

Absolutismus & Diktatur:
Wie feudalismus nur schlimmer. Hier gehört ALLES dem König. Das Recht die Armee das Land, mit allem was daruf ist. Geld ist egal, hat eh der König. Le roi es mort, vive le roi.

Despotismus:
Yeah, back to the roots. Geld is egal, weil keiner spart, da er nicht weiss ob er am nächsten Tag noch lebt. Es regiert das Recht des stärkeren. Und der stärkere regiert so lange bis jemand kommt und ihn umboxt. und so weiter.

Anarchie:
Kein Herrscher, keine Ordnung, keine Sorgen ? Nicht ganz, wo kirgest du was zu futtern her ? Wenn jeder macht, wonach ihm ist, kommen wir da hin wo wir angefangen haben.

du siehts die Alternativen sind nicht so rosig.

#751: 15.Oct.2008 02:10 von Dr. Azrael Tod

Ist mir klar, meine Aussage war ja auch nur dass das System so ziemlich am Ende ist und wir es offensichtlich nichtmehr wirklich zum funktionieren bringen werden.
Manchmal ist neu aufbauen halt einfacher als renovieren.
Der Kapitalismus hat sich ja bisher auch noch am sinnvollsten erwiesen (Wobei.. wie komm ich eigentlich zu der seltsamen Aussage? Feudalismus und Diktaturen haben teilweise erheblich länger durchgehalten), das Problem ist halt dass die relativ gute Idee der Sozialen Marktwirtschaft so vollkommen verloren gegangen ist.
Unser Staat hat sich schlicht selbst von einer eigentlich teilweise sinnvollen Ausgangslage zu dieser aktuellen Absurdität entwickelt.

Ich persönlich wäre ja z.B. für ein System bei dem Richter mehr beauftragt werden Gesetze nach der dahinter stehenden Intention zu interpretieren statt sich immer alles Wortwörtlich vorgelegt zu brauchen. Dementsprechend könnte man dann auch ein Gesetzessystem aufstellen dass man ohne mehrjähriges Studium verstehen könnte.
Das gleiche gilt natürlich auch für das Steuersystem. Ich glaube wir sind in Deutschland zu sehr darauf bedacht immer alles zu tote zu regulieren. Universelle gerechtigkeit kann man mit Gesetzen und Verordnungen nunmal nicht erreichen und wenn man das System zu komplex macht landet man dort wo wir heute schon stehen: Nur wer sich die teuersten Anwälte leisten kann, wird noch dazu kommen alle seine Rechte ausüben zu können.

#752: 15.Oct.2008 04:10 von fidel

bzgl Beitrag: leider volle Zustimmung - ist bitter - ist aber leider so.

bzgl anderen Ansätzen:
Wie wärs mit demokratisch gewählter Diktatur auf beschränkte Zeit inkl. kompletter Verantwortungsübername seitens des jeweiligen Diktators ? ;)

#753: 15.Oct.2008 04:10 von Dr. Azrael Tod

@fidel:
Keine sonderlich gute Idee...
Es gibt zu viele Spinner da draußen, Verantwortung gleichmäßig auf ALLE Schultern verteilen ist ein Fehler, aber sie auf einen zu konzentrieren auch. Bei einem derartigem System könnte man sofort darauf warten dass sich jemand findet der das mal so zum Spaß übernimmt um 2-3 Jahre seinen Spaß zu haben, auch wenn er hinterher mit der Höchststrafe rechnen muss.

#754: 15.Oct.2008 08:10 von Friedenspanzer

Mein alter Sozi-Lehrer hat einmal gesagt "Von allen schlechten Staatsformen haben wir uns eben die beste ausgesucht." Und er hat Recht: Im Kapitalismus ist alles fair, im Kommunismus geht es jedem gut, in einer Diktatur kann man eine funktionierende Wirtschaft aufbauen... bei uns funktioniert gar nix, aber das sehr gut.

Anarchie würd ich übrigens niemals als Staatsform bezeichnen, sondern eher als Zustand, der zu einer anderen Staatsform führen wird. Genau genommen fangen Staaten wohl immer bei der Anarchie an und hören bei der Demokratie auf, damit es wieder von vorne losgehen kann, aber das wäre eine zu weitführende Meinung für den Kommentar hier.

#755: 16.Oct.2008 12:10 von fidel

@Dr. Azrael Tod:
war auch nicht so ganz ersnthaft gemeint - wobei ob es wirklich schlimmer werden würde kann ich trotzdem nicht zu 100% unterschreiben ;)

#756: 16.Oct.2008 12:10 von Dr. Azrael Tod

Verständlich... Ich bin mir ja auch nicht sicher ob jemand bewusst größeren Blödsinn verzapfen kann als unsere gewählten Führer mal so eben nebenbei veranstalten.

#757: 16.Oct.2008 12:10 von Was vertragen wir? « G33KY^2 - The Nerd Strikes Back

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Geschrieben von Dr. Azrael Tod