Exotische Hardware

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Es gibt verbreitete Hardware und Dinge die seltener sind. Die Unterstützung bestimmter Hardware erzeugt Aufwand auf Seiten der Softwarehersteller. Daraus folgt dass es “normal” oder “sinnvoll” ist häufiger verbreitete Dinge besser zu unterstützen um Probleme zu minimieren.

Daher gibt es fast nie Probleme wenn man ein USB-Keyboard oder eine Maus ansteckt. Klar, vlt. ist die Mausbeschleunigung falsch eingestellt oder das falsche Keyboardlayout wird ausgewählt, aber dass es gar nicht verwendbar ist wird man praktisch nie sehen.

Und dann gibt es seltene oder gar exotische Hardware.

Was in diese Kategorie fällt ändert sich mit der Zeit. Früher waren Touchscreens etwas das höchstens in Geldautomaten oder Pocket-PCs vorkommt, noch früher waren CDs ein read-only-Medium auf dem größtenteils Musik spielte, wofür ein direktes Kabel vom Laufwerk zur Soundkarte benötigt wurde.

Oder um es mit einem wunderbaren Comic von “Schisslaweng” zu sagen (volles Bild auf Originalquelle):

Schisslaweng - alles so einfach

Drucker

Drucker waren früher exotische Hardware. Jede Kiste anders, jede Kiste überkomplex, groß und teuer. Drucker sind heute weiter exotische Hardware. Jede Kiste bleibt überkomplex zu steuern, funktioniert nur mit Spezialwissen seitens des Herstellers und Treiber werden bestenfalls bis 1-2 Tage nach Veröffentlichung des ersten Prototypen gewartet.

Zwischendrin gab es mal 1-2 kurze Zeiträume, da waren Drucker einigermaßen kontrollierbar. Erst als wir uns auf ein dutzend Sachen geeinigt hatten die man so typischerweise über einen Parallelport spricht, dann wieder als sich die Landschaft hinter USB einigermaßen eingeebnet hatte.

Muss ich jetzt wirklich wieder 10 Jahre warten bis ich irgendeinen dummen Drucker einfach wahllos kaufen, hinwerfen und verwenden kann? Oder wird das gar alles immer schlimmer, weil eh niemand mehr was druckt?

Ich scheitere bei meinem Farblaserdrucker bereits grandios ihn unter Linux zum Laufen zu bekommen (ach wenn er denn wenigstens seine WLAN-Verbindung halten würde oder unter Windows problemlos laufen würde) und Dinge abseits der Norm wie meinen Canon Selphy habe ich nicht mal versucht auch nur zu testen.

Spielzeugs

Noch schlimmer wird es bei Gaming-Hardware. Spielen macht man eh nur unter Windows, also braucht man da als Hersteller auch gar nicht erst daran zu denken Treiber für irgendwas anderes zu bauen. Selbst dort kann man das noch weiter einschränken, die Spielehersteller schaffen es ja noch immer nicht die ganz aktuellen Windows-Versionen zu unterstützen.

Zum Glück gibt es ja USB-HIDs die wenigstens für Eingabegeräte eine einheitliche Lösung darstellen. Seit dem und seit Microsoft mit Direct-Input da für Standardisierung gesorgt hat sollte ja alles einigermaßen gut funktionieren?

…leider… Nein.

Heute will Microsoft nichts mehr von DirectInput wissen und hat eine neue Lösung gebaut. XInput standardisiert dabei auch gleich welches Gerät welche Tasten anbieten soll und wie die Belegung dieser aussehen darf. Man kann es übersetzen mit “Wenn dein Gerät von Microsoft stammt oder genau das selbe tut wie eins von Microsoft, dann tut das… evtl.”. Wenn man also einen wirklich drahtloses Gamepad will, kann man sich eigentlich nur Sonys DS4 kaufen und unter Windows eine kaputte Software von Hobby-Entwicklern installieren die da Zwischenlayer spielt.

Dann haben wir Android. Einfach mal ein USB-Gerät anstecken und benutzen? HAHAHAHAHA

Vlt. wenn du dein Gerät gerootet hast und dir deinen selbst-compilierten Kernel reingeworfen hast. Im Zweifelsfall kommt es vom Hersteller aber ohne Unterstützung für irgendwas was du mal verwenden willst. (Ausnahme: Sony-Telefone unterstüzen tatsächlich Sony Spielecontroller einigermaßen schmerzarm - wie überraschend¡)

Ja, ich freue mich schon auf die massenweise Verbreitung von 3D-Eingabegeräten, Videobrillen und Sitzplätzen mit Force Feedback.

Fernsehkarten

Noch so ein Punkt. Das Zeug hat schon immer nur in ganz seltenen Grenzfällen tatsächlich mal so funktioniert wie es der Hersteller geliefert hat. Über die ganze Lebenszeit von Windows XP hinweg war das z.B. “wir bieten Treiber für Win95/98/ME”

Als dann irgendwann überall sinnvolle Treiber für die Chip-Serien bt848 und bt878 verfügbar waren und jeder problemlos auch unter Linux die verbreitetsten Fernsehkarten verwenden konnte, kam das Digitalfernsehen nach Deutschland.

(Inzwischen hat man unter 64bit Windows übrigens auch keine Chance mehr die alten, analogen Karten zum Laufen zu bekommen - naja, fast keine)

Heute braucht man fast gar nicht versuchen eine zufällige Fernsehkarte unter Linux zum Laufen zu bekommen. Klar gibt es ca. ein Dutzend Geräte die in der übernächsten Kernelversion bald mal unterstützt werden sollen und wenn man wirklich genau jene Version erwischt (und nicht versehentlich die falsche Hardware-Revision) dann kann man vlt. sogar mal DVB-T nutzen. Es ist halt dumm wenn man ausgerechnet DVB-C bräuchte.

Wie immer und überall der gleiche Tanz.

Ein Schritt nach vorn, zwei Schritte zurück!

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
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