Zurechtgepoettert

with tags "Freie" Software Open Source PC Quählkot Rant Technik -

In letzter Zeit rege ich mich immer wieder über irgendwelchen OpenDesktop-Schwachsinn, Zeugs wie PulseAudio, DBus oder diverse GDM-Absurditäten neigen irgendwie dazu bei mir extremen Brechreiz zu erzeugen (oder ganz allgemein was Fedora/SuSE oder uBUNTu da immer an Mist rauskotzen).

Letzten Sonntag habe ich noch darüber gelacht wie sich dieser grauenvolle Lennart Poettering, aus dem Publikum heraus, einfach mal die Hälfte der Zeit eines 27C3-Vortrages schnappt um seine Lieblingsprojekte zu verteidigen und zu behaupten dass das ja alles garnicht so schlimm wäre.
Der Redner "Datenwolf" hat natürlich nicht genug Zeit um neben seinem sowieso dadurch schon viel zu knappen Zeitplan für den Vortrag auch noch mal eben ernsthaft mit Poettering zu diskutieren oder ihn wenigstens für seine Ansichten auszulachen.

Jedenfalls kann man sich den Vortrag bei Pixelpipe oder YouTube ansehen und sollte es auch wirklich mal tun, auch wenn man hinterher nicht so richtig weiß ob man lachen oder heulen soll, weil es tatsächlich Leute gibt die hinterher dort sitzen und auch noch glauben dass das alles schon richtig laufen würde und Datenwolf nur nichts verstanden hätte. (Ich persönlich hätte dem Typen spätestens bei "Do you hate disabled people?" eine reingehauen. Glückwunsch zu derartig viel Selbstbeherrschung!)

Aber weiter gehts, nachdem ich also erstmal gründlich gelacht habe, frickel ich jetzt schon 2 Tage meine ganze Freizeit an dieser unbenutzbaren Desktop-Distri uBUNTu rum und versuche irgendwie ein benutzbares GUI-System aufzusetzen. Das scheiterte natürlich bei allem was die irgendwie mitliefern grandios, spätestens als ich das Interface irgendwie anpassen wollte oder einfach nur Ton über HDMI, bzw. Bluetooth-Headset ausgeben wollte. GRANDIOS!

Aber lassen wir nicht nur mich zu Wort kommen. Bei Google Buzz hat es Myst Ageraux heute erst wieder schön zusammengefasst:


Ich weiss nur, dass verschiedene Geschichten mit einen Desktop-Linux ein Drama sind:

  • Multimedia in Form von Video, Audio mit den diversen Playern, die sich auf verschiedenste Multimediaframeworks stützen. Lustigerweise läuft stattdessen der VideoLAN Client ohne Probleme(!).

  • die ganzen virtuellen / gvfs / kio / fuse Geschichten sind alle ein Griff ins Klo. Entweder sehen die Hälfte der Anwendungen die dadurch gemounteten Sachen nicht oder man kann diverse Dateioperationen je nach Anwendung oder gepatchter Version des Userspace-Mounttools nicht machen oder es werden schlicht und einfach Timestamps nicht unterstützt. Da habe ich die tollsten Sachen schon erlebt...

  • Desktop-Linux ist LANGSAM. Wundert einem nicht, wenn der ganze Mist in Python bzw einer Interface Language (und bald in JavaScript) implementiert wird, anstatt es in einer gescheiten kompilierenden Sprache zu machen. Nicht jeder hat die neuesten Maschinen und wenn man von "lightweight" spricht und dann von 256 MB oder mehr meint, dann ist das nur traurig. Ich bin da nicht wirklich minimalistisch, aber GNOME, KDE und die 500 Hintergrundgeschichten, die dann mitlaufen müssen anstatt wie früher das gescheit einmal zu implementieren, das ist nur traurig.

  • Anstatt da selber einen konsistenten Stil zu machen und vielleicht auch die X-Windows Hints zu unterstützen, muss jedes Toolkit ihre eigene Suppe zu brauen und je nach gerade Mode mal Classic Mac, OS X oder Windows nachzuäffen. Zur Zeit sind ja diese Handyoberflächen a la iOS in Mode (Gnome 3).

  • eine andere Sache ist auch, dass die Distributionen fröhlich die Quellen der einzelnen Teile von einem Linuxsystem nehmen und dann einen Haufen Mist reinpatchen (bis auf die Sicherheitsupdates), was dann hübsche Probleme gibt (siehe FUSE zb).

  • Ansonsten gibts noch die Geschichte mit den Gnome-Screensaver, das GDM und die grafischen Terminal-Anwendungen, die immer verspielter (und langsamer werden). KDE macht interessanterweise das meiste richtig...

Wie auch immer, ich bin immer noch mit Slackware sehr zufrieden (als Server und remote X-Server). Desktop hab ich lieber Windows 7, weil das trotz der vielen Schwächen noch weniger nervtötend als die aktuelle Desktoplinuxe sind.

"Some people don't want GNOME (for GDM)"

PS: Der Lennart Poettering ist ein schön guter GNOME-Zombie und die sollten sich ihr GNOME-OS bauen und den Rest der Welt in Frieden lassen.

Siehe auch: /. "Gnome Removed From Slackware"

Achja: Abschließend noch was zum Vorwurf dass ich ja diese Opensource-Software nicht nutzen müsse und mich auch nicht beschweren brauche, weil ich für mein nicht-gezahltes Geld ja auch genau so viel Erwarten darf und keiner etwas für mich ändern muss, während ich kein Geld bezahle. - Stimmt! Aber über meine Meinung brauch sich derjenige dann genau so wenig aufzuregen und (zumindest so lange mir keiner Geld dafür zahlt) muss ich sie auch nicht ändern.

Jedenfalls gut dass noch nicht alles an Software zerpoettert ist...


<profmakx> Under Linux there is the libpoettering. It does everything.
<Dr_Azrael_Tod> of course it's no real lib.. more like a gnome-applet... with XML

Importierte/Alte Kommentare:

#1539: 25.May.2011 03:05 von fwolf

who the fuck is poettering? muss man den kennen? ;)

Und Gnome .. naja. Wird von Mal zu Mal unbedienbarer. Ob die da einen Antiklimax zu Windoof bilden wollen? Ist samt und sondersn sowieso nicht mein Freund - von der durchgehenden Integration her ist mir KDE noch am liebsten.

Faktisch kommt bei mir aber XFCE zum Einsatz - nervt am wenigsten, meinen Desktop benutze ich praktisch nicht mehr als Müllablage (wie unter Windoof + Co. üblich), überhaupt tut sich da praktisch nur eins: Nach erneutem Login (derzeitige Uptime: up 106 days) wird das Hintergrundbild gewechselt ;)

DAS nenne ICH Usability (und Accessibility :P). Aus dem Alter der blinkenden, effektiösen und bunten Fenster (früher gern benutzt: hellblau als Fenster- und Schaltflächenfarbe) bin ich inzwischen schon längst raus (20+ Jahre Desktopbenutzung; angefangen bei Windows/286 ^^). Grau mit etwas Fensterdeco tuts auch.

Ne, die Mischkultur aus XFCE, KDE 3 und KDE 4 - wobei XFCE der Hauptverwalter bleibt - gefällt mir persönlich am besten. Gnome ging mir mit seiner komischen Pseudo-Usability-Logik schon immer ziemlich auf den Sack ..

Was Ubuntu + Co. anbelangt: Mit LMDE und Aptosid gibt es hübsche Alternativen - die obendrein auch noch vom Papalinux (also GNU/Debian) abgeleitet sind - eines davon kommt auf jeden Fall aufs künftige System. Denn das ewige "Windows-alike"-Rumgekasper mit den Distro-Upgrade-"lets overwrite and throw out all existing programs and settings" von Ubuntu führt letztlich dazu, auch diese ursprünglich recht gute Distribution links - und möglichst weit hinter sich - liegen zu lassen.

cu, w0lf.

  • #1540: 25.May.2011 09:05 von Dr. Azrael Tod

    Nein, muss man nicht und will man eigentlich auch nicht.

    Mein Problem ist weniger dass Gnome so scheiße ist, sondern dass der Umstieg auf etwas sinnvolles mit jedem Jahr komplexer wird. Wenn ich wirklich nur noch sinnvolle Software verwenden will, könnte ich die genannten Distris inkl. aller davon abgeleiteter komplett in die Tonne treten und muss wahrscheinlich anfangen mir selber was zu bauen. (Was ja auch nicht sinn der Sache ist)

    Vor 3-4 Jahren ging das eigentlich noch, heute sitz ich wochenlang an sonem Schwachsinn und hinterher geht garnichts mehr.

    Von KDE und XFCE (das ist doch auch nur Metacity, in den aktuellen Versionen mit genau dem gleichen Unterbau wie Gnome?) war ich auch noch nie ein Fan.
    Früher hab ich gerne Windowmaker verwendet, aber dafür scheint wirklich keiner mehr neue Funktionen zu bauen. Momentan versuche ich mich auf E17 zu verlegen, was noch nicht sooo toll funktioniert, aber zumindest kann ich seit gestern langsam mit den Einstellungen leben.

#1541: 28.May.2011 12:05 von profmakx

Ich fand den Pöttering auch furchtbar, einfach erstmal vom Verhalten her.

Viele Leute sehen es halt trotzdem so, dass der Vortragende "keine Ahnung von der Komplexität" hat etc. (meiner meinung nach, wenns komplex ist, ist es wahrscheinlich falsch).

Ein Problem ist halt: Der Typ schreibt Code. Viel davon. Und wie Linus schon sagte: "Talk is cheap, show me code". Er schreibt Code der irgendwie scheinbar für seine kleine Welt (Linux, ein Usecase, seiner) toll funktioniert. Ist das gut für den "OpenSource Desktop" (wasauchimmerdasseinsoll)? Nein, ist es meiner Meinung nach nicht. Und wenn viel Konzentration auf diesen Mist passiert wirds für "uns" immer schwieriger ein lauffaehiges, brauchbares system aufrecht zu erhalten. Wir müssen aber schon selber Code produzieren.

Ein weiteres Problem ist: Die meisten User sind faul (wir sind es auch nur anders, wir wollen uns nicht mit Bullshit abgeben, der vielbeschworene durchschnittsuser konzentriert sich auf eine verhaltensweise und wenn irgendwas nicht tut wie der user will wirds entweder nicht gemacht oder auf eine haessliche art und weise umgangen).

Und nochwas zu Ubuntu. Ich hab einmal Ubuntu instlaliert. Das war vor Jahren, und da hab ich versucht eine bestimmte Konfiguration wahrend der Installation zu ändern. Needless to say, dass der Installer auf die Fresse flog. Und ich glaube das ist noch heute so: Es wird nur das getestet, was default ist. Alles was davon abweicht kann funktionieren tut es normalerweise aber nicht.

#1553: 03.Nov.2011 01:11 von DasDe

Um ehrlich zu sein, hatte ich stark den Eindruck, dass viele Kommentatoren so begeistert von Poettering waren, weil es in der Szene ein etwas krudes Hacker-Ethos gibt. Da steckt etwas Sheldon Cooper drin, etwas Rant-Kultur und etwas Darwin.

Sheldon Cooper, weil manche Leute halt Genie-Kult und den Status einer Koryphäe über jede soziale Norm setzen. Tut mir leid: Wenn jemand auf der Bühne steht und darüber berichtet, was für ein Problem er mit modernen Desktops hat, dann höre ich ihm erstmal zu und weise ihn freundlich auf Fehler und Unzulänglichkeiten hin. Wenn ich nett bin vorher, wenn ich gut drauf bin nachher und wenn ich drauf stehe mitten im Talk - natürlich angemessen und kurz angebunden.

Keine Option ist es, in lautstarkes Lamentieren auszubrechen, den Vortragenden mehr oder minder deutlich zu beschimpfen und darüber hinaus vom eigentlichen Thema völlig abzubringen, indem man in das Für und Wider einzelner Designentscheidungen einsteigt.

Rant-Kultur, weil es im Netz irgendwie Standard zu sein scheint, ein Gegenüber erstmal als potenziellen Idioten anzusehen und dieses Urteil - sollte es sich bestätigen - möglichst blumig in die Welt zu tragen.

Und Darwin, weil manche Leute anscheinend glauben, es gäbe in der Szene einen machtfreien, technischen Diskurs, in der immer der gewinnt, der die Fakten seiner Seite hat. Wer die Fakten hat gewinnt. Dummerweise zeigt gerade der hier besprochene Talk, dass es manchmal auch einfach nur um Schwanzlängen geht. Wäre es P. um die Fakten gegangen, hätte er ausreichend Möglichkeiten gehabt, diese richtig zu stellen. Vorher, indem er die Folien reviewt oder anschließend im Diskussions- und Frageteil, unter vier Augen, via Mail oder als "Richtigstellung" auf seiner HP. Stattdessen entscheidet er sich dazu, den Talk zu ruinieren und den Vortragenden öffentlich zum Honk zu machen.

Um es nochmal zu betonen: Der Vortrag hatte fachliche Fehler, war mMn auch etwas diffus und mag auch sonst mancherlei Anlass zur Kritik gegeben haben. Ich denke, wer etwas Ahnung hat, erkennt das und kann das einordnen. Und wer das nicht von selbst erkennen kann, hat auch keinen Gewinn dadurch, dass der Vortrag auf diese erbärmliche und fast böswillige Weise gesprengt wird. Das hat mit Diskussionskultur nichts mehr zu tun und sollte von der Community nicht auch noch goutiert werden.

  • #1554: 03.Nov.2011 02:11 von Dr. Azrael Tod

    besser noch.. ich bin neulich über einen Blogpost vom Poettering gestolpert, in dem er sich über die Ankündigung dieses Talks aufregt und schonmal ankündigt dort aufschlagen und den Redner zurechtweisen zu wollen.
    Datenwolf hat diesen Post sogar gelesen und bereits am 19. seine Argumente dargelegt. Danach hätte Poettering jede Menge Zeit gehabt (Vortrag am 27.) ihn über irgendwelche Fehler aufzuklären. Wann antwortete Poettering? Am 30., also nach dem Vortrag!
    Ist natürlich auch nicht so offensichtlich wenn so diskussionen auf irgendeinem Blog in den Kommentaren stattfinden... man kann ja von Poettering nicht verlangen dass er die alle liest. Wenn es jetzt sein eigenes wäre oder so.. warte!

    http://0pointer.de/blog/projects/ccc-nervt.html

    Zusammenfassung: Poettering wusste vorher bescheid und hat sich schonmal vorgenommen Stunk zu machen. Datenwolf hat bei Poettering mitgelesen, seine Argumente genannt und Poettering hat das gepflegt ignoriert um Stunk zu machen. Das sind so Leute mit denen man arbeiten will!

    ..nicht!

    • #1555: 03.Nov.2011 02:11 von profmakx

      Und ich sags ja gerne nochmal, Leute wie der entwickeln den "Linux Desktop von morgen", der sich einfach nur MacOS und/oder wahlweise Windows annaehert.

      (versteht mich nicht falsch, wenn ich systemd richtig verstehe sind da m.E. sogar ein paar gute ideen drin, aber hier geht es ja erstmal ums menschliche gerade.)

  • #1556: 03.Nov.2011 11:11 von datenwolf

    Der Vortrag hatte fachliche Fehler, war mMn auch etwas diffus und mag auch sonst mancherlei Anlass zur Kritik gegeben haben.

    Das der Vortrag Fehler hatte stelle ich nicht in Abrede. Es zeigt nur ein viel tiefergehendes Problem, nämlich den Mangel ordentlicher Dokumentation im "Plumbing-Layer" aktueller Linux-Distributionen. Die Entwickler von systemd, ConsoleKit (dessen Funktionalität von systemd übernommen wird siehe http://www.freedesktop... ), RealtimeKit, PolicyKit, PulseAudio, usw. arbeiten mehrheitlich bei RedHat (Fedora), Novell (SuSE), Canonical (Ubuntu). Die Integration in's System und die Konfiguration wird dann auch gleich von den selben Leuten erledigt. Und so hält es anscheinend auch niemand für notwendig, endlich mal zu erklären was ConsoleKit überhaupt macht ( http://www.freedesktop... ).

    Das systemd jetzt die Funktion von ConsoleKit übernimmt bestätigt nur einen weiteren meiner damaligen Kritikpunkte: Das Design von D-Bus, genauer gesagt dessen "narzistische" Namespaces, sprich, dass die speziellen Namen der Programme wichtiger sind, als deren Funktionalität, welche sie in Konkurenz zu anderen Programmen stellt. Es ist nunmal nicht möglich ein org.freedesktop.gmpi anzubieten, über welches sich belibige Mediaplayer mit einer einheitlichen Schnittstelle dem System anbieten könnten, weil das zu Namensraumkonflikten führen würde. Das bedeutet, dass man als Entwickler eines kleinen Fernsteuerapplets zig verschiedene Schnittstellen implementieren muss, oder eben nur den 08/15-Mediaplayer unterstützt, der zum Standardplayer der Desktopumgebung erkoren wurde.

    Genauso ist org.freedesktop.consolekit festzementiert und entweder lässt man jetzt diese Inkonsistenz in systemd drin, oder man muss haufenweise Code patchen. Von den Problemen die ConsoleKit und PolicyKit in einer Multiuser- Netzwerkumgebung haben will ich jetzt gar nicht erst anfangen.

    Ich hatte schon 2003 mit meiner Kritik an HAL recht (das was ich über HAL gesagt habe, von dem Moment an, ab dem ich es zum ersten mal verwenden musste, diese Erkenntnis kam 6 Jahre später bei FreeDesktop an).

    Und als devfs von udev abgelöst wurde, war ich genausowenig von dem Design begeistert, weil ich massive Probleme beim Bootprozess vorhersah. Mein Vorschlag damals, eben als udev vorgestellt wurde (übrigens auf der LKML dokumentiert) war, devfs auf tmpfs aufsetzen zu lassen, d.h. den Kernel immer noch die kernelnamed nodes erzeugen zu lassen und dann Symlinks zu setzen; ausserdem sollte man die wichtigen PseudoFS (/sys, /dev, /proc) gleich vom Kernel mounten lassen, da man sie eh braucht. Kernelnames umbennen zu können hatte ich schon damals für eine saublöde Idee gehalten. 2007 ist den udev-Entwicklern klar geworden, dass kernelname renaming tatsächlich eine blöde Idee ist => flog aus udev raus. Und damit war die Hürde genommen tmpfs ein devfs aufzubauen, was dann auch 2010 geschah, übrigens auch mit der Möglichkeit den Kernel die PseudoFS automatisch mounten zu lassen. Es ist 1:1 genau das, was ich schon 2004 vorgeschlagen habe; entweder hat jemand meine Mails gelesen, oder ist selber zu dieser Erkenntnis gelangt.

    D-Bus halte ich für eine fehlgeleitete Entwicklung. Es ist geeignet, wenn man ganz bestimmte Programme miteinander reden lassen will. In einem offenen System, wo ich fundamentale Komponenten austauschen können will, hat D-Bus aber nichts an der Basis verloren.

    Meine Kritik an Wayland habe ich in http://datenwolf.net/b... grob umrissen. Es ist schon paradox: Ein System wie Wayland ist eigentlich genau das was man für Audio haben will. PulseAudio funktioniert aber mehr wie ein X-Server für Audio.

    Was PulseAudio angeht: Es heist ja immer so schön man solle Code schreiben und nicht reden. Mich kotzt PA mittlerweile so sehr an, dass ich angefangen habe mein eigenes Audio-System zu entwicklen. Mal sehen was dabei herauskommt. Noch so eine Paradoxie: Eigentlich bin ich ja ein Grafik-Coder, aber ehrlich gesagt empfinde ich X11 als sehr angenehm, von daher fehlt da schlichtweg der Leidensdruck.

    Last but not least: Die Folien waren Wochen vor dem Kongress online. Hätten sich die Entwickler bei mir gemeldet, die Fehler sachlich aufgezeigt (und Poettering in seinem Blog nicht einfach nur gelästert) hätte ich ihn sogar zurückgezogen. Ich bin nämlich bei weitem keine Rampensau die das Scheinwerferlicht sucht.

    Noch ein paar technische Details zu einer Stelle im Vortrag: Poettering nennt das Fehlen des revoke() syscalls als Grund für die Implementierungsschwächen von ConsoleKit. Einer der beim Vortrag anwesenden hatte ihn anschließend gefragt, wie er sich das genau vorstelle mit dem revoke(), da Programme denen man einen filediskriptor wegnimmt in der Regel terminiren und sich das nicht mit der Idee eines transparenten Sitzungswechsels verträgt. Die Idee von Poettering dazu (so wie es mir von besagter Person zugetragen wurde) ist angeblich hahnebüchern (ich kann's nicht bewerten, da mir die Details nicht weitergeleitet wurden). Mein Vorschlag wäre dagegen gewesen, jede Nutzersitzung in einen eigenen Kernel-Namespace zu stecken und dann in dieser paravirtualisierten Umgebung die Geräte zu virtualisieren. Also z.B. Audiogeräte von "ausserhalb" dynamisch zu de-/aktivieren, aber nicht entfernen, genauso mountpoints usw. Das meinte ich damals mit Console-Namespaces.

    • #1557: 04.Nov.2011 11:11 von Dr. Azrael Tod

      Das Problem mit selber-bauen ist immer noch dass man da halt kaum eine Verbreitung bekommt. Du kannst ja das beste Audio-Layer-Zeugs bauen dass die Welt je gesehen hat, wenn das nicht wenigstens von 1-2 großen Distributionen verwendet wird und keiner kennt, dann bringt das nicht viel (außer für dich selbst).

      Genau da kotzt mich dieses Freedesktop-Zeugs noch mehr an. Keiner hinterfragt warum man jetzt Pulseaudio, Wayland, ConsoleKit und Co. braucht. Die großen Distributionen verwenden es, also muss es gut sein.
      Genau das selbe Problem sehe ich mit den neueren Themen auf uns zukommen, bei denen ich mich schon wieder aufregen könnte wie: alle ausführbaren Dateien nach /usr/bin verschieben und /bin, /usr/sbin und co. nicht mehr verwenden (siehe http://www.heise.de/op... und ratet mal wer da zufälligerweise wieder mitmischt!)
      Die Änderungen wären für Fedora sicherlich völlig ok. Auch für OpenSuse und Co. können die solchen Schwachsinn von mir aus gerne einführen, aber dabei wird es natürlich nicht bleiben. Ich sehe schon wie ich in 1 Jahr mit meiner 08/15-unbekannten mini-Distri da stehe und mich über genau diesen Müll aufrege, weil die das unreflektiert übernommen haben.

      Achja: ein Mr. "BSD isn't relevant anymore"-Zitat zum Heise-Artikel muss noch sein:
      " I'll be positively impressed if the proposal gets acceptance by FESCO. Fedora would prove again that is the clear leader of development of Linux." - https://plus.google.co... /> Ja, dem gehts eindeutig nur um bessere Funktionalität. -.-

      • #1558: 04.Nov.2011 02:11 von datenwolf

        Das Problem mit selber-bauen ist immer noch dass man da halt kaum eine Verbreitung bekommt.

        Das Audiosystem wird abwärtskompatibel zu OSS sein. D.h. man kann /dev/dsp aufmachen und es wie ein OSS-Gerät benutzen. Allerdings wird es neben den OSS-kompatiblen ioctls auch noch wesentlich weitergehende Funktionalität geben. Das System funktioniert dabei mehr wie ein Audio-Router, /dev/dsp ist nur der Zugang zu einem Routing-Endpoint. Es ist damit JACK nicht unähnlich und tatsächlich wird es als Funktionsumfang eine Obermenge von JACK bieten. Daher plane ich, auch eine "libjack" anzubieten, welche dann das Audiosystem direkt nutzt, anstatt jackd zu benötigen.

        Da zumdem OSS von allen Linux-Audioanwendungen irgendwie unterstützt wird (die libalsa z.B. fällt auf OSS zurück, falls im Kernel kein ALSA vorhanden ist), steht einer weiten Verbeitung nichts im Weg, sobald es als stabil und ausgereift zu bezeichnen ist.

        Das Audiorouting selbst erfolgt für die Endpoints transparent und kann dynamisch umkonfiguriert werden. Hinzu kommt ein spezieller Daemon-Endpoint, der für Audio über's Netzwerk zuständig ist. In lokalen Netzen mit hoher Bandbreite (100MBit/s und mehr), gehen die Samples nur mäßig verlustfrei komprimiert über's Netz (differentielle Kodierung, oder FLAC auf einzelnen Frames). Für niedrige Bandbreiten kommt CELT zum Einsatz. Transport mittels einem DCCP-basierten Protokoll http://en.wikipedia.or...

        • #1559: 04.Nov.2011 05:11 von Dr. Azrael Tod

          ja, klingt alles schön... sag bescheid wenn du es in eine größere Distribution als Standard-Soundsystem geschafft hast! ;-)

          btw: gibts schon was vorzeig-/testbares? wenn ja: link?

#1560: 23.Dec.2011 05:12 von Dr. Azrael Tod

Hahahahaha
Man beachte auch die grandiose Petition:
"Lennart Poettering: Stop writing useless programs" - https://www.change.org...

Geschrieben von Dr. Azrael Tod
Older article
Dropbox und Dropship